Page - 498 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Volume 17
Image of the Page - 498 -
Text of the Page - 498 -
498
wir im Überblick auch jenes Gebiet berühren, das im Zuge der Sudeten als Niederes
Gesenke bezeichnet wird. Dazu zählen die Plateaulandschaften, welche an dem Straßen-
und Schienenzuge, der von Jägerndorf im Oppathal über Neu-Erbersdorf und Freuden-
thal bis zur mährischen Grenze führt, beginnen und östlich bis an die Oderfurche
hinreichen. Im Gegensatz zu den Bergformen, wie sie im Altvatergebirge dem Beobachter
entgegentreten, büßt hier das Bergland bedeutend an verticaler Erhebung ein und geht in
Höhenzüge von 500 bis 600 Meter, ohne markante Haupt- und Nebenketten, über. Während
im Hochgesenke die Richtung von Nordwest nach Südost mit auslaufenden Querrücken
vorherrscht, bemerken wir hier an den meist flach verlaufenden Hügelrücken die entgegen-
gesetzte Streichung. Die Gesteinsformation zeigt auffällige Verschiedenheiten in ihrem
geologischen Aufbau. Im Altvater und seinen Nebenketten tritt vornehmlich das Urgestein,
im niederen Gesenke die Granwacke als felsenbildende Masse auf. Wie im Hohen, so begegnen
wir auch im Niederen Gesenke einem formenreichen Vegetationsbilde. Ausgedehnte,
rationell bewirthschaftete Forste decken stundenweit die Abhänge und die Kuppen der Hügel,
wogegen die zur Ackerwirthschaft tauglichen Flächen sich durch sorgfältige Bestellung aufs
vortheilhafteste auszeichnen.
Wir erwählen zum Ausgang der Schilderung dieser Landschaft das Bennischer
Plateau, welches sich an die Hohe Haide anlehnt. Umgrenzt wird dasselbe durch die
Flnßlänse der Möhra und der Oppa im Süden, Osten und Norden, vom Freudenthaler
Kessel im Westen. Folgen wir der Frendenthal-Troppaner Chaussee vom erstgenannten
Orte aus, so gelangen wir zu dem am AbHange des steilen Hutberges im Kranze mächtiger
Waldungen gelegenen Städtchen Bennisch, hervorragend durch seine Baumwollindustrie.
Einst blühte auch hier der Bergbau auf edle Erze, und Bennisch, die „Perle Schlesiens", galt
als die ergiebigste Silbergrube des Landes, bis der Einbruch der Mongolen und die Völker-
geißel des dreißigjährigen Krieges die Silberstollen veröden und vergessen ließ. Im Süd-
westen des Städtchens fließt die auf der Hohen Haide entspringende Möhra an der
politischen Landesgrenze gegen Mähren und durchströmt bis zu ihrer Mündung in die Oppa
unterhalb Troppan ein schluchteu- und waldreiches Thal. Dort, wo das ungestüm dahin-
schänmende Mohrawasser gegen Norden umbiegt, die umschließenden Gehänge flacher
werden und sich zu anmuthiger Breite entfalten, steht auf jäh abfallender Felsenwand die
Ruine Wigstein, ein ehrwürdiger Rest aus Schlesiens Vergangenheit. Im linksseitigen
Hügellande erwähnen wir aus der Menge der Ortschaften das Dorf Meltsch mit dem
benachbarten klimatischen Cnrorte Johannisbrunn im Rahmen steiler, fichten-
bewachsener Berge, die als natürliche Schutzwehren gegen schädliche Witterungsextreme die
Arbeit des Menschen erfolgreich unterstützen. Auch Schönstein, im bäum- und wiesengrünen
Hoßnitzthale, merkwürdig durch seinen uralten Schanzenring, unterbricht das Gelände
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Volume 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch