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Wir wählen zum Ausgang der Schilderung das schöne Olsathal . Begünstigt durch
seine centrale Lage, sowie durch die Nähe des wichtigsten Beskydenpasses, diente dasselbe
seit Jahrhunderten als vielbenützte Handels- und Heerstraße. Von dort her klingt uns auch
die liebliche Sage entgegen, die Kunde bringt von der Besiedlung des Landes in jener
grauen Vorzeit, da noch dichte Wildniß über die Gegend gebreitet war. Drei Brüder aus
altpolnischem Königsstamme feierten hier ein unverhofftes Wiedersehen und begründeten
zum freudigen Gedächtniß dieser Stunde jene Stadt, die heute stolz die Olsahügel krönt.
Es ist Teschen (tües^n), die Stadt der Freude, die einst die Fürstensöhne an dem Wald-
quell vereinte, welcher heute noch als „Dreibrüderbrunnen" sein kühlendes Labsal spendet.
Freude ergreift auch unser Herz, wenn vom steilen Hügelrande die zierlichen Häuserreihen
grüßen, die in sanften Terrassen zum Olsabett niedersteigen. Über den Thürmen und
Dächern der Stadt erheben sich an den entgegengesetzten Höhepunkten die beiden wirkungs-
vollsten Bauwerke: im Osten die auf Meilen sichtbare evangelische Gnadenkirche, im
Westen die stattliche Fa^ade des Erzherzog Friedrich'schen Schlosses. Aus den Baumkronen
des steilwandigen Schloßberges schimmert das Gemäuer des düsteren Piastenthnrmes,
der ehrwürdige Rest eines Herrensitzes aus der Blütezeit mittelalterlichen Lebens, da noch
die prunkliebenden Teschner Herzoge in der alten thurm- und höfereichen Burg über Land
und Leute geboten. Die klaren Olfawellen, die an der Abendseite des grünumbuschten
Schloßberges vorübereilen, scheiden den älteren Stadttheil von der linksseitigen, rasch
aufstrebenden Vorstadt Sachsenberg mit ihren gefälligen Neubauten und breiten Gassen-
fronten. Die um die Stadt verstreuten Fabriken, sowie der lebhafte Verkehr zeugen von
einem stetig wachsenden industriellen Aufschwünge.
Folgen wir dem glitzernden Bande der Olsa nach Norden zu, so öffnet sich die
breiter werdende Thalsohle bis an die Bodcnanschwellnngen, die in abnehmender Höhe zur
preußischen Grenze bei Oderberg hinziehen. Von Süden her schauen die ernsten Beskyden
ins Thal hinab und begleiten das muntere Flüßchen bis zu seiner waldumrauschteu Felsen-
wiege. Bevor wir jedoch zu dieser aufwärts steigen, wollen wir vorerst dem von Teschen
nach Nordwesten streichenden Thalgelände einen flüchtigen Blick vergönnen. Nördlich
der mächtigen Waldfläche des Thiergartens, die sich vom Kotzobendzer „Schlößchen"
niedersenkt, gewinnt die Ebene immer mehr an Ausdehnung und drängt die flachen
Hügel beiderseits zurück. In anmuthiger Weise wechseln Ackergründe, Waldparcellen,
weißgetünchte Häuschen und pappelumfriedete Herrschaftshöfe. Mancher einsame Kirch-
thurm gibt einen willkommenen Ruhepunkt für das Auge. Scheinbar schnurgerade
durchschneidet das von Ungarn über Teschen herabführende Bahngeleise die fruchtbare
Thalfläche. Rechts über einer Mauer dunkler Baumwipfel zeigt sich der alte Stadtthurm
von Freistadt , südlich auf sanfter Höhe Schloß Roy und etwas unterhalb der Curort
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch