Page - 548 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Volume 17
Image of the Page - 548 -
Text of the Page - 548 -
548
in und um Teschen, in und nm Bielitz, sowie in kleineren Gruppen anderer städtischer
Ansiedlnngen vertreten und machen 48 Proceut der Gesammtbevölkernng Schlesiens aus.
Bei aufmerksamer Beobachtung wird man ohne Schwierigkeit zwischen den deutschen
Gebirgsbewohnern im geschlossenen Stammgebiete in den Sudeten und zwischen den
Deutschen der östlichen Colonien, insbesondere jenen in und um Teschen und Bielitz, die
auf dem Lande zum Theile noch eine besondere Tracht bewahrt haben, somatische Verschieden-
heiten wahrzunehmen vermögen. Während der Gebirgler der schleichen Sudeten bei
mnskel- und lungenkräftiger hagerer Gestalt auf dem starken, sehnigen, oft etwas geblähten
Halse einen dicht behaarten, stark entwickelten Kopf mit einem längsovalen, durch sinnende,
offen blickende Augen intelligent belebten Gesichte trägt, dessen Knochencontonren und Züge
scharf ausgeprägt si»d, dessen Mnndbildnug infolge strammer Entwicklung der mimischen
Gesichtsmuskel etwas derb erscheint, ist Körper und Hals der östlichen deutschen
Schlesier graciler gebaut und zeigt die Gesichtsbildung bei gleichfalls scharfen Zügen
einen feineren, insbesondere in schmälerer Lippenbildung hervortretenden Schnitt, welcher
einen scharfdenkenden, kritisirenden Gesichtsausdruck vermittelt.
Zu beiden Seiten der in Schlesien eingekeilten nördlichen Landesspitze Mährens
zwischen der Oder und Ostravica sind in der Ebene die Feld- und Viehwirthschaft mit
Fleiß und Verständniß betreibenden Lachen, im Beskydengebirge die Schafzucht treibenden
Walachen angesiedelt, cechoslavische Volksstämme, die 22 Procent der Bevölkerung
Schlesiens ausmachen und sich von ihren Stammesbrüdern in Mähren in ihrem Wesen
nicht unterscheiden, daher auch oft als Mährer überhaupt bezeichnet werden. Den größten
Theil Niederschlesiens nehmen Angehörige des polnischen Sprachstammes ein, von
denen die in den Karpathen angesiedelten als Goralen (d. i. Gebirgler) bezeichnet werden.
Die physischen Eigenthümlichkeiten der polnischen Bewohner der Ebene heben sich
von jenen der cechoslavischen Lachen nicht scharf ab. Das rundovale, nicht scharf
contourirte Gesicht mit meist kurzer Nase, welche die untere Gesichtshälfte größer erscheinen
läßt und beim weiblichen Geschlecht oft als zierliches Stumpfnäschen erscheint, ist ein
allgemein verbreiteter Gesichtstypus der Landbevölkerung Niederschlesiens. Die Übergänge
zum polnischen Schädeltypus, bei welchem die zurückgewölbte Stirn in ein gewölbtes
und daher hoch erscheinendes Schädeldach übergeht, das breite Hinterhaupt mit gewölbter
Fläche vom Scheitel abfällt, können mangels bekannter Schädelmessungen in Niederschlesien
nicht näher verfolgt werden. Was die Gebirgsbewohner, die Goralen, anbelangt, deren
starkknochige, sehnige Körperbeschaffenheit sich auch in dem scharf markirten Gesichte
offenbart, gleichen dieselben im Allgemeinen den Walachen. Es ist jedoch nach den
bemerkenswerthen ethnographischen Abhandlungen des Schulrathes A. Peter und von
Dr. Franz S läma kaum zu verkennen, daß nächst dem interessanten Gebirgsübergange
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Volume 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch