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Ein schlimmer Geist hauste auch in Lipina bei Friedeck. Dort „unter drei Linden"
soll sich ein Schatz befinden, dessen sich drei arme Dorfbewohner um jeden Preis bemächtigen
wollten. Sie gruben mit Manneskraft. Um Mitternacht stießen ihre Hacken auf einen
harten Gegenstand, so daß die Funken stoben. Die Männer erbleichten, der Schreck schüttelte
ihre Glieder und da steht vor ihnen ein Mann in hochrothem Gewände. Sein Bart war
weiß wie frisch gefallener Schnee, in der Hand hielt er einen Strick und mit rauher Stimme
frägt er: „Wen von euch soll ich zuerst hängen?" Da besannen sich die armen Leute
nicht lange auf die Antwort und jagten, so schnell sie konnten, davon.
In vielen Ortschaften Schlesiens wird noch an das sogenannte Alpdrücken (mora)
geglaubt. Ein armer Schuster wußte sich keinen Rath, um sich von dem ihn drückenden Alp
zn befreien. Die Leute riethen ihm, den Alp, wenn er ihn wieder anfiele, zu packen und
festzuhalten. Und als der Alp wieder kam, packte ihn der Schuster; es war aber eine Katze,
die der Schuster mit einem Nagel an die Wand anschlug und sodann die ganze Nacht
ruhig schlief, ohne vom Alp gedrückt zu werden. Als der Schuster morgens die Augen
aufschlug, sah er an der Wand ein altes böses Weib aus dem Dorfe hängen.
Die 2Nusik.
In der allgemeinen Entwicklung der Musik spielt das kleine Schlesien selbst-
verständlich eine nur bescheidene Rolle. Beglaubigte Nachrichten über Musik in Schlesien
beginnen erst mit dem XVI. Jahrhundert. Damals fand auch in Schlesien der bürgerliche
kunstgerechte Meistergesang Eingang, damals — unter dem Einflüsse der Reformation
— gelangte hier auch das Kirchenlied zu reicherer Entfaltung, während für das
musikalische Bedürfniß der Bauern bei „Kirmeß", Tanz und Sang die Banden fahrender
Musikanten sorgten. Auch hier legten damals die Stadtverwaltungen, insbesondere in
den königlichen Städten einen besonderen Werth auf gute Musik. Es kam das Institut
der Stadtkunstpfeifer oder Thuruermeister in Aufnahme. Nach der Versicherung
Liechtsteius vom Jahre 1685 wurde im XVII. Jahrhunderte „sowohl die Vocal- als
die Instrumentalmusik in Schlesien mehr als gemein betrieben und darinnen die Jugend
frühzeitig unterrichtet". „In den herrlichen Gymnasiis, da öffters in denen Ober-Anditoriis
über 100 Alumni und unter denen vortreffliche Ingenia stndiren, befanden sich vielmahls
kaum 20 in der Mnsic Unerfahrene." „In den Städten gehen viel betagte Bürger mit zu
Chor uud machen ihnen die in ihrer Jugend erlernte Mnsic erst recht zu nutze." „Vor
diesen gab es auch in Schlesien sogenannte Meistersänger, welche öffentlich in den Städten
aufs den Rathshäusern zusammen kämmen und mit Gesängen certirten. Eben das sind
die Ursachen, dass man in Schlesien insgemein mehr als anderswo in den
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch