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(gestorben 1278), nur das von Johannes de Oppavia 1368 für Albrecht III. geschriebene
mit Miniaturen gezierte böhmische Evangelium und der Sekvkncionär des Magisters
Konrad von Beneschau (1370 bis 1390) zu erwähnen. Seit dem Jahre 1426 wird das
Böhmische alleinige Verhandlungssprache der beiden Landrechte Troppan und Jägerndorf;
nicht nur die Pühoueu und die dazu gehörigen Nälezy, auch die Landtagsschlüsse, selbst die
Landtafeln, letztere um 60 Jahre früher als in Böhmen, werden böhmisch geführt. Das
Beispiel der Troppaner Stände wird in den übrigen schleichen Fürstentümern, soweit
sie polnisch geblieben waren, nachgeahmt, wodurch sich das Geltungsgebiet des Böhmischen
erweitert, seit etwa 1434 auf das Ratibor'fche, seit 1440 auf das Tefchuer und weiterhin.
In die Zeit dieses Umschwunges (1420 bis 1433) fällt die Wirksamkeit zweier
Priester, des Nikolaus von Kosel in Jägerndorf und des Nikolaus in Lobenstein; ersterer
sammelte kirchliche nnd weltliche Lieder in böhmischer und lateinischer Sprache, letzterer
schrieb das neue Testament ab; beide legten daneben böhmische Glossare an.
Die noch erhaltenen Landbücher: Pühonen (Troppaner von 1410 an), die Land-
tafeln (Jägerndorfer von 1404, Troppaner von 1431 an), liok? (Ehrenklagen), Lnemv
(Landtagsschlüsse) sind werthvolle Docnmente auch für die Reinheit der Schriftsprache
im Troppan'schen; die entsprechenden Bücher des Teschner Landrechtes verrathen hier
und da in den Ortsnamen und einzelnen Worten polnische Anklänge. Echte Ehrenbücher
des Adels in Sammt und Seide gebunden und mit prächtigen Titelblättern geschmückt,
befruchten sie mit ihrem Inhalt die Rechtsliteratur. Abgesehen von den 1562 und
1573 in Olmütz für Troppau und Tefchen gedruckten Landesordnungen sind sie der Quell
für Sammlungen wichtiger Entscheidungen: ?rvm pamätni knika (1466 bis 1590),
6ernü knilia (1540 bis 1573) uud Üervenä kniku (1557 bis 1594); sie veranlassen
einen Georg Sedlnicky von Choltitz auf P. Ostrau ein juridisches Vademecum (1596) zu
schreiben. Mit Fug und Recht darf man auf Grund der vorhandenen Acten unter die
Schriftsteller die berühmten Rechtskenner, einen Georg Tvorkovsky von Kravar, der den
Berfafsungsstreit mit den Brandenburgern auf Jägerndorf infpirirte, und den auf
Weudriu 1694 verstorbenen Adam Borek, Freiherrn von Roztropitz, einreihen.
Die religiösen Wandlungen des XVI. Jahrhunderts zeitigten ebenfalls eine
beachtenswerte Literatur. Ohne die zeitgemäßen auch hier nachweisbaren Schmählieder,
z. B. des Herrlitzer Pastors, und zwei Kanzelreden des Troppaner Predigers Mathias
(1554) zu erwähnen, verweisen wir auf den mächtigen Eindruck der bekannten Postille
des Troppaner Predigers Philadelph Zämrsky, für deren Drucklegung Herr Hynek
Brnntalsky von Vrbna eine fahrende Druckerei, die erste in Österreichisch-Schlesien, 1592,
besorgte. Dem bald darauf verstorbenen Zämrsky widmet der Magister uud Troppauer
Rector Heinrich Polan von Polansdorf Trauerlieder. Der Sohn dieses Heinrich, Amand
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch