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erhebt sich, zweigetheilt über Sockeln mit rundbogigen Durchgängen, kühn und licht eine
zweigeschoßige Säulenarchitektur in dem dunkeln Ton des Holzes, aus dem sie geschaffen
worden. Je zwei Säulengruppen mit einfachen Gewänden im Hintergrund bilden das erste
Geschoß, je eine mit abschließenden blau leuchtenden Vorhängen das verjüngte zweite. Die
weißen Gestalten der heiligen Männer, jauchzend anbetender Engel nnd heiter spielender
Pntti sind zwischen den Säulen vertheilt oder bilden den krönenden Abschluß des Baues
oder ruhen, wie im Niederschweben begriffen, auf den Postamenten aus. Das schimmerude
Gold an den Capitälen und Basen der Säulen, an den Gewändern und Jnsignien der
Statuen erhöht noch die dunkle Pracht des Baudenkmals. Der silberglänzende Taber-
nakel mit einem großen Gnadenbild der Mutter Gottes in gleißendem Strahlenkranz,
darüber am Chorabschluß das hohe Bild des heiligen Georg, stellen eine völlig entspre-
chende Verbindung der beiden Bautheile her, und wenn auch an dem Tabernakel und dem
Zubehör die Compositiou nur wenig befriedigen kann, so lösen die zahllosen Lichtreflexe
der Metallornamente die Formen dem ferneren Auge auf, und dieses ruhige Flimmern
von Silber und Gold vermag nicht den bedeutsamen architektonischen und malerischen
Gesammteindruck des Altars zu stören. Weniger befriedigt die Kanzel. Ihr Erbauer,
Johann Ruef, läßt die Brüstung gewaltig schwellen und lagert die begleitenden Thier-
gestalten der Evangelisten Markus uud Lukas breit davor. Der Kanzeldeckel thürmt sich
in einer Engelgruppe auf, die noch von einer Gestalt des Glaubens mit Kreuz und Kelch
überragt wird.
Das Minoritenkloster daselbst, ein weitläufiges Gebäude (1741 bis 1756) iu der Art
des vorigen, trägt, der vorgeschritteneren Zeit entsprechend, Muschel- uud Gitterwerkschmuck
in den Giebeln. Die Kirche in Olbersdors (l756), ihre Fa^ade mit den Mitteln der
Jesuitenkirche bestreitend, dominirt wie diese den Platz. Der Thurm steigt unorganisch
aus der Westfront auf. Bei zwei hervorragenden Wallfahrtskirchen — der am Burgberg
bei Jägerndorf und der Marienkirche bei Friedet — erscheint die Fa^ade doppel-
gethürmt; auch hier sind die Thürme nicht organisch mit dem Bau verbunden. Die früher
entstandene Jägerndorfer Kirche (1722 bis 1727) war für die reicher gestaltete Friedeker
(1740 bis 1756) Vorbild gewesen. Die Fa^ade hat hier einen schlankeren und geschlosseneren
Charakter. Die Thürme markireu sich in der dreitheiligen Fasade als Seitenrisalite und
bauen sich noch ein Stockwerk über dem Fa^adeugiebel auf, bevor sie den Helm aussetzen.
Das einschiffige Innere der Burgbergkirche empfängt seinen besten Schmuck von der
Malerei, die blos gestrichene Friedeker Kirche macht einen nüchternen Eindruck und das
reiche Licht der Fenster in den Kapellen und auf den Emporen (in Jägerndorf sind die
Kapellen fensterlos) wirkt noch verstärkend. Köstlich ist die Lage beider Kirchen und
namentlich die Burgbergkirche beherrscht weit hinab und hinauf die Thäler der Oppa.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch