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Die in den Fiinfziger-Jahren in Österreich eingeführten Herden von Holländervieh
(Ostfriesen) machen jetzt auch auf der Kammer Teschen anderen Racen Platz. Man ist
nicht mehr geblendet von der Quantität des Milchertrages, seit man durch Jahrzehnte
die Schattenseiten der Holländerrace kennen gelernt hat. Große Ansprüche an den
Futteretat, Neigung zu Lungenkrankheiten und schlechte Condition der alten Thiere
machen die Haltung der Holländerherden wenig dankbar. Die Alpenracen: Allgäuer,
Oberiuuthaler, Piuzgauer und Schwytzer treten jetzt wieder in ihre Rechte und füllen
die Stallungen. In der Pferdezucht hat die Verwendung von Norfolktrabern in den letzten
zwei Decennien entschieden gute Erfolge gehabt. Der Pferdeschlag ist kräftig im Rumpf
und Fundament geworden und zeichnet sich durch vielseitige Gebrauchstüchtigkeit aus.
Auch die Teichwirthschaft hat innerhalb der letzten 25 Jahre eine wesentliche
Umgestaltung erfahren, durch welche das Wachsthum der Fische sehr gefördert wurde
(System Dubisch). Die dem Ei entschlüpften Karpfen entwickeln sich am raschesten im
ersten Sommer, und ist es naheliegend, daß das Wachsthum durch reichliches Futter
unterstützt werden muß. Dies wird dadurch erzielt, daß die Karpfen wiederholt, schon
im „ersten Sommer", in einen frisch bespannten Teich übersetzt werden. So gelingt es,
die Karpfen innerhalb dreier Sommer auf ein Gewicht von ein bis eindreiviertel Kilo-
gramm per Stück zu bringen.
So waren auf allen Gebieten Reformen nothwendig, um den steigenden
Schwierigkeiten des landwirtschaftlichen Betriebes zu begegnen. Und trotz aller
Hilfsmittel, welche der Verwaltung dieser Domänen zu Gebote stehen, gibt es eine Zone,
in der die natürlichen Bedingungen so ungünstig sind, dass die Landwirthschaft für den
Großbetrieb unrentabel wird. Auf den Anhöhen, die sich andas Weichselgebirge anschließen,
sind bereits die ersten Aufforstungen von Äckern durchgeführt worden, denn in dem
industriereichen Schlesien stehen die Aussichten auf steigenden Ertrag für die Forstwirth-
schaft ungleich günstiger als für den Feldbau, wenn er trotz hoher Culturkosten keine
vollen Ernten zu bieten im Stande ist.
Unter den übrigen größeren Domänen nimmt der arrondirte Besitz des gräflich
Larisch-Mönnich'schen Fideicommisses eine hervorragende Stelle ein. Die
Ländereien, welche 6194 Hektar Felder und Wiesen und 1874 Hektar Wälder umfassen,
liegen im nordwestlichen Hügel- und Flachlaude. Hier war es, wo die Drainage schon vor
fünfzig Jahren nach englischem Vorbilde eingeführt wurde. Die Drainage ist jetzt fast überall
durchgeführt; die dazn nöthigen Drainröhren aus Thon hat die zur Domäne gehörige
Drainröhrenfabrik in Deutschleuten geliefert. Diesen Entwässerungsanlagen sind seitdem
alle Culturfortschritte bis zum Dampfpflug gefolgt. Eine schön entwickelte Rindviehzucht
der Kuhländer- und Holländerrace liefert das Nutzvieh, dem in neuerer Zeit auch
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch