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Bis gegen Ende der Sechziger-Jahre beschränkte sich der Verkauf der Waare auf
das Inland; seither haben für die Leinenindustrie in steigendem Maße ausländische Märkte
an Bedeutung gewonnen. Während im Jahre 1878 kaum der zehnte Theil der schleichen
Leinenproductiou nach dem Auslande und namentlich nach Nordamerika ging, hat sich
der Export seither beträchtlich gesteigert, so daß er jetzt ungefähr 30 Procent der Gesammt-
prodnction erreicht. Leinenwaaren werden gegenwärtig vorzugsweise exportirt nach Nord-
amerika, England, Belgien, Deutschland und Italien. DieserExport betrifft fast ausschließlich
Tischzeugwaaren (weiß und färbig), Luxusdecken und Leinen-Hand- und Taschentücher.
Spindel und Spinnrad,mit denen ehemals die Flachsspinnerei, welche eine der
Hanptbeschästignngen der Bewohner Schlesiens, insbesondere jener des westlichen Theiles,
bildete, betrieben wurde, mußten der Spinnmaschine weichen. Damit hörte der Gang zum
„Rocken" auf und der Zauber der trauten Spinnstube verschwand. Heutzutage wird die
Flachsgarnspinnerei in Schlesien blos fabriksmäßig betrieben. Die fchlesischen Spinnereien,
sämmtlich Großbetriebe, befinden sich in Bielitz, Lichtewerden, Würbenthal, Freudenthal,
Knnan, Teschen und Schigla.
In denselben standen Ende 1890 19 Motoren von mehr als 1300 Pferdekräften in
Verwendung. Die Zahl der Spindeln betrug, und zwar an Feinspindeln 31.300, an Zwirn-
spindeln 840. Die hauptsächlichsten Rohstoffe, Flachs und Werg, beziehen die fchlesischen
Spinnereien aus dem Julaude, zum Theile indeß anch ans Preußen und Rußland. Die
Jahresprodnetion der fchlesischen Spinnereien darf mit ungefähr 50.000 Schock Flachs
und Werggarn veranschlagt werden. An Flachszwirn wurden 1400 Schock erzeugt.
Die Productiou der Spinnereien ist in den letzten Jahren nicht unerheblich zurückgegangen,
denn die Absatzverhältuisse sind für die Spinnereien schwierigere geworden, da infolge der
billigen Baumwolle uud Jute der Cousum von Leinenwaaren und infolge hievon die
Nachfrage nach Garn abgenommen hat. Dazu kommt, daß England, namentlich aber
Belgien, in den feinsten Nummern von 60 aufwärts auch den österreichischen Markt
beherrscht. Die Feinspinnerei kann wegen Mangel an feiner Flachsfaser in Österreich
nicht mit Erfolg bestehen; infolge der in den Gebirgsländern herrschenden Boden- und
klimatischen Verhältnisse ist nämlich die Faser von der Art, daß sie beim Verspinnen
nur ein Garn von geringerer Feinheit liefert und auf Maschinen mit Vortheil blos bis
Nummer 60 versponnen werden kann. Bis zn dieser Nummer aber brauche» die fchlesischen
Spinnereien die Conenrrenz Englands und Belgiens in keiner Weise zu fürchten.
Da die stärkeren Leinengarne immer mehr durch Jute und die feineren durch Baum-
wolle verdrängt werden, in den feinsten aber die fchlesischen Spinnereien nicht conenrrenz-
fähig sind, so ist die schwierige Lage, in der sich die fchlesischen Spinnereien befinden,
leicht erklärlich.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Volume 17
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Mähren und Schlesien
- Volume
- 17
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.42 x 21.88 cm
- Pages
- 750
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch