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Die Länge der Schwerter wechselt zwischen 59 7 und 70'8 Centimeter. Die Thatsache,
daß der Griff der Schwerter durchschnittlich kaum 7 bis 8 Centimeter lang ist, läßt darauf
schließen, daß sie mehr zum Stechen, als zum Hauen bestimmt waren.
Außer den Schwertern fand man in Komjäthna noch eine hübsche Spiralenfibel,
zahlreiche Sicheln und einen Hohlmeißel, das Modell des im Felsö-Kubiuer Urnenfelde
gefundenen; ferner Bruchstücke von Bronzegefäßen und Platten, die als Belag eines Gürtels
gedient hatten, endlich Wagenbestandtheile, insbesondere eine Achsenbüchse, einen Achsen-
nagel mit der Nachahmung eines Vogelkopfes und zahlreiche andere Gegenstände, die
größteutheils in das Nationalmuseum gelangt sind.
Dem Komjäthnaer Funde zunächst steht an Reichhaltigkeit unter den oberungarischen
Schwertfunden der von Podhering (Bereger Comitat), wo man am 7. April 1880 am
linken Ufer der Latoreza, bei Aushebung eines Grabens in der Tiefe von sechzig Centimetern
vierzehn Bronzeschwerter fand. Ihre Klingen zeigen gleichfalls die oben beschriebene, und
für Ungarn charakteristische Lilienblattsorm. Dagegen sind die Griffe verschieden und nur ein
einziger zeigt die für die Komjathnaer Schwertgriffe charakteristische Form und Coustruetion.
Bei acht Schwertern sind die Griffe von flachovaler, in der Mitte ausgebauchter Form,
ihre uutere Platte aber uapfförmig. Bei fünfen ist der Griff flach nnd war augenscheinlich
mit Holz verkleidet, was auch aus den Nagellöchern der Griffe gefolgert werden kann. Die
Verzierung der meisten weist die nämlichen Motive auf, denen wir auf den oberungarischen
Schwertern begegnen. Die Schwerter sind 50 bis 95 Centimeter lang und zeigen auch
hinsichtlich des Grades der Bearbeitung außerordentliche Verschiedenheiten, woraus der
Beschreibe? des Fundes, Theodor Lehöczky, den Schluß zieht, daß sie nicht aus einer und
derselben Werkstatt stammen. Den grifflosen Schwertern von Podhering gleichen auch die
in Sajö-Gömör nnd Oreszkö (Zempliner Comitat) gefundenen. Das von letzterem Orte
stammende war hier hervorzuheben, weil es das längste (966 Millimeter) unter allen in
Ungarn bisher bekannten Brouzeschwerteru ist. An diesem, wie an den Podheringer
Schwertern, sieht man namentlich um die am Ansatz der Klinge befindlichen Löcher her Flecken
von Eisenrost, woraus zu folgern ist, daß der Holzüberzug des Griffes durch eiserne Nägel
befestigt war. Diese Schwerter wären also gleichfalls schon in die Übergangszeit zu setzen.
Auf Grund der feineren und gröberen Ausarbeitung der an den Schwertern vor-
kommenden Verzierungen haben einige die Meinung ausgesprochen, die feiner ornameutirteu
möchten vom Auslande eingeführt, die roher verzierten aber nur deren Nachahmung sein.
Allein, wenn überhaupt zugegeben werden kann, was nach dem Gesagten auch nicht zu
leugnen ist, daß die Schwerter dieser Art in Ungarn und namentlich in dessen nördlichem
Theile verfertigt wurden, so ist wahrlich nicht einzusehen, warum es nicht auch unter
den damaligen Bronzearbeitern Künstler und Stümper gegeben haben soll.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch