Page - 100 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Volume 18
Image of the Page - 100 -
Text of the Page - 100 -
100
Stadt, auf einem von den kleinen Karpathen abzweigenden Hügel. Sie hat neben dem
Hauptschiff ein nördliches Seitenschiff und dazwischen zwei achteckige Pfeiler; beide Schiffe
haben Kreuzgewölbe, den Abschluß des Seitenschiffes bildet eine gerade Wand mit einem
Fenster, das schräg an das Schiff stoßende Chor ist dreiseitig geschlossen; ans der Südseite
erblickt man statt des Seitenschiffs eine Kapelle und offene Vorhalle; in dem westlichen
Joche, das mit kahler Wand schließt, erhebt sich ein breites Orgelchor; unter dem Chor
befindet sich eine Kapelle, zu der man über zwölf Stufen hinabsteigt. In Bösing hat die
Kirche an ihrer Westfront einen gedrungenen Thurm, ihre drei Schiffe sind durch vier
schiefgestellte Pfeilerpaare getrennt, das anffallend lange Chor hat dreiseitigen Abschluß
und ein Sterngewölbe mit Schlußsteinen, deren Zierwappen bekunden, daß die Grafen von
St. Georgen und Bösing zum Bau beigetragen haben. An die Südseite des Chores ist die
Kapelle der Familie Jlleshäzy angeschlossen. In Modern hat die auf dem jetzigen Friedhof
stehende Kirche zwei Seitenschiffe, deren Schmalheit sie, wie in Altsohl, mehr als Wandel-
gänge erscheinen läßt, ein Thurm ist nicht vorhanden; das Chor, dem sich zwei Kapellen
angliedern, ist dreiseitig geschlossen. Längs der kleinen Karpathen finden sich noch zahlreiche
kleinere Bauten gothischen Stils, so die Pfarrkirchen in Windifch-Nnßdorf (Alfö-Diös)
und Schattmannsdorf (Cseßte); noch größer aber ist die Zahl derjenigen, die im Laufe
der Zeit ihren ursprünglichen Charakter verloren haben.
Eine besondere Gruppe bilden auch die spätgothischen Pfarrkirchen, etwa dreißig an
der Zahl, die im Laufe des XV. Jahrhunderts auf der Insel Schütt erbaut wurden. Der
Bodenbeschaffenheit der Insel entsprechend, ist das Material bei fast allen Backstein. Diese
durch Mangel an Baustein bedingte Eigenthümlichkeit hindert übrigens nicht, daß die
Details, wie Dienste, Rippen, Schlußsteine, Kragsteine, Fenster- und Thürlaibungen
durchwegs aus Stein gehauen sind; irgend eine charakteristische Form des Backsteinbaues
kommt nicht einmal ausnahmsweise vor. Es sind dies im Allgemeinen gedrungene, innen
und außen einfache, nicht organisirte Bauten mit ungegliederten Mauermassen, bei wenigem
und ärmlichem geschnitzten Ornament. Unter einander sind sie sich so ähnlich, als wären sie
sammt und sonders von dem nämlichen Meister entworfen. Die meisten sind einschiffig und
schließen dreiseitig ab, doch finden sich anch geradlinige Abschlüsse. Etliche haben drei
Schiffe; mitnnter stehen in der Mitte des einzigen Schiffes zwei Pfeiler nnd theilen es in
zwei Hälften; auch schiffförmige Zubauten kommen vor. Die WeftMade hat einen oder
zwei quadratische, gedrungene Thürme,- die hie und da durch vier, den achteckigen Thurm-
helm umgebende Thürmchen einigermaßen an die Schlankheit der gothischen Banwerke
erinnern. Man trifft anch welche, die von Hanse ans romanisch gewesen und erst durch
späteren Umbau gothisch gewordeu sind. Im XVII. »nd XVIII. Jahrhundert haben sie
ausnahmslos mehr oder weniger durchgreifende Umgestaltnngen erlitten, die bei manchen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch