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Im Zipser Comitat besitzt die kleine Pfarrkirche des entlegenen Dorfes Zsegra
Wandbilder, die im Jahre 1871 ihrer Kalkschichte entledigt wurden. Längs der Nordwand
des Schiffes sieht man in den vier unteren Feldern den englischen Gruß, Christi Geburt,
die Beschneidung Christi und die Weisen aus Morgenland. Über diesen befindet sich,
in fünf Bildern dargestellt, die Geschichte, wie Ladislans der Heilige den knmanischen
Räuber verfolgt und das Mädchen befreit. In einem der beiden Bogenfelder erblickt
man die Himmelfahrt Marias, in dem anderen die heilige Jungfrau auf der Mondsichel
stehend und von Gott Vater und Gott Sohn gekrönt. Die Wand des Triumphbogens
enthält das jüngste Gericht, nebst den Gestalten St. Stephans und St. Ladislans'; die
Wände des Chores sind mit acht Scenen aus dem Leideu Christi bedeckt, die mit dem
Abendmahl beginnen und mit der Grablegung endigen. Von den drei Bogenfeldern
des Chores haben zwei ihre Malereien eingebüßt, im dritten sieht man Jesus, welcher
der mit ihm auf einer Bank Angesicht zu Angesicht sitzenden Maria die Krone auf das
Haupt setzt. Die an der Wand des Schiffes befindlichen Malereien sind nach einer dort
angebrachten Inschrift übermalt worden, und zwar so, daß deren nrsprünglicher Charakter
verloren ging. Die Darstellungen auf dem Triumphbogen und im Chöre sind dem
Mißgeschick der Renovirnng entgangen. Die Übertünchung hat auch diese sehr beschädigt,
einzelne Theile sind in der Zeichnung von augenfälliger Mangelhaftigkeit, doch lassen
Anordnung und Figuren immerhin erkennen, daß hier irgend ein kundigerer Meister des
XIV. Jahrhunderts nach italienischen Vorbildern gearbeitet hat.
Hingegen erkennt man an den Wandbildern in der Pfarrkirche zu Leutfchau den
Einfluß der böhmischen Schule des XIV. Jahrhunderts. Ohne Zweifel war einst das
ganze Innere dieser Kirche und nicht nur die Wände, sondern auch die Flächen der
quadratischen Pfeiler mit Malereien bedeckt. Sie ist größtentheils untergegangen, allein
trotzdem ist diese Kirche die reichste an Wandmalereien geblieben. Die Wand des nördlichen
Seitenschiffes ist mit 34 Bildern in drei Reihen bedeckt. Neben der Sacristei sieht man
in zwei Reihen übereinander je sieben Bilder, welche die Hauptsüudeu und die Werke
der Barmherzigkeit darstellen, ferner in zwei Reihen zu je zehn Bildern zwanzig Scenen
aus dem Martyrium der heiligen Dorothea. Diese Bilder haben trotz der in den Siebziger-
Jahren vorgenommenen Restanrirung ihren Charakter bewahrt. Wahrscheinlich sind sie
gegen Ende des XIV. Jahrhunderts, wenn auch nicht gleichzeitig, doch innerhalb eines
kurzen Zeitraumes entstanden. Die Hauptsünden sind jede durch eine männliche und
weibliche Gestalt versinnbildlicht, die auf einem schreitenden Thiere sitzen, nnd zwar auf
einem Löwen (Hoffart), Stier (Geiz), Schwein (Wollust), Fuchs (Uumäßigkeit), Hund
(Neid), Bären (Zorn) und Esel (Trägheit). Aus dem Boden schlagen Flammen auf. In der
Luft gaukeln anf Fledermausflügeln und necken sich paarweise Teufel mit ausgemergelten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch