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Nur eines derselben hat Spuren hinterlassen, und zwar an der Wand unterhalb eines
Fensters des Chorabschlusses. Auch dieses Bild behandelte die Psychostasie, die Wägung
der Seelen durch den Erzengel Michael. Die mit der Kirche zu Märmaros-Sziget
zu Grunde gegangenen Wandbilder sind nur bruchstückweise und anch in mangelhaften
Copien bekannt. Im Ugocsaer Comitate hat die eingestürzte Kirche zu Fekete-Ardo noch
einige stark beschädigte Wandbilder auszuweisen. Unter diesen ist eines besonders
interessant, welches Mettercia, die mittelalterliche heilige Familie, die heilige Anna mit
ihren drei Töchtern namens Maria und deren Kindern darstellt.
Im Gömörer Comitat sind neuerdings in den Kirchen mehrerer kleinerer Ortschaften,
wie Geczelsalva, Rima-Brezo, Kiette, Ochtina, Hisnyo, Kraßkö und Rima-Bänya, Wand-
bilder aufgedeckt worden. In der Kirche zu Geczelsalva ist der Triumphbogen sowie die
Wände und Bogenfelder des eiujochigen Langchors und seines dreiseitigen Abschlusses mit
Bildern bedeckt. Ihr Gegenstand ist das Leben Christi, von dem am Triumphbogen
sichtbaren englischen Gruß angefangen. Die Gewölbekappen sind mit den symbolischen
Gestalten der Evangelisten und mit Figuren von Propheten und Kirchenvätern ausgefüllt.
Die letzteren, besonders aber die größere Zahl der Figuren in einigen Scenen und ihre selbst
im Sitzen unruhige Haltung weisen daranf hin, daß diese Bilder am Ende des Mittelalters
durch einen nach größerer Natürlichkeit und lebendigerem Ansdrnck strebenden, jedoch im
Zeichnen wenig geübten Maler angefertigt wnrden. Alle zusammen sind sie interessant,
weil sie erkennen lassen, wie allgemein gebräuchlich die Ausschmückung der Kirchen mit
Wandbildern und wie weit verbreitet die Übung der Wandmalerei war.
In Neusohl haben sich in der über dem Portal der Kirche befindlichen kleinen
Kapelle Bruchstücke von Wandmalereien (St. Christoph, St. Sebastian) erhalten, die zu
den werthvolleren Denkmälern der gothischen Zeit gehören. Bei der Wiederherstellung der
Kirche zu Garam-Szeut-Benedek sind an der Langwand des nördlichen Seitenschiffes
zwei Wandgemälde zum Vorschein gekommen. Das eine stellt den Durchgang der Juden
durch das Rothe Meer, das andere die Legende des heiligen Drachentödters Georg vor.
In jenem ist das Meer roth, in diesem sitzen St. Georg und seine Gefährten mittelalterlich
gepanzert zu Pferde und im Hintergrunde sieht man eine Stadt, an deren Mauer sich eiu
Thurm mit offenem Erker nnd Helm ganz in der Weise der Thürme an den erwähnten Holz-
kirchen erhebt. Zu erwähnen sind ferner im Chöre der Kirche zu Turöcz-Szent-Märton die
Figuren der Apostel und des Ritters Donch als Donators nebst seiner Gattin, in Resten,
die bei Gelegenheit einer Fenersbrnnst unter der abgesprungenen Kalkschichte zu Tage
traten, ferner die Kolossalfigur des heiligen Christoph an der Außenwand der Dorfkirche
zu Szucsäuy im Turöczer Comitat, zu Fel-Debrö im Heveser Comitat Reste eines
Gemäldes, in dem das Opfer Kains nnd Abels dargestellt war, endlich an der Außenseite
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch