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(Somorja) Wagenkörbe und gewöhnliche Körbe verfertigt werden. Die Korbflechtern
allein trägt der Bevölkerung des Comitats jährlich etwa 28.000 bis 30.000 Gulden. Auch
das Flechten uud Weben von Schilf und Stroh ist erwähnenswerth. In Abraham und
Nagy-Födemes werden aus Schilf allerlei Matten und andere Waaren verfertigt; geschickte
Korbflechter wohnen in Kis-Breßtovän, Also-Lucs, Nädßeg und Somerein, sie arbeiten
hauptsächlich Sessel, Brodkörbe, Bienenkörbe und dergleichen. Die Frauen verstehen sich
im Allgemeinen aus die Verarbeitung des Flachses und Hanfes, gewerbemäßig aber
beschäftigen sich mit Leinweberei und Bleicherei insbesondere die Frauen von Väg-Szered,
Blafenstein-St. Nikolaus (Detrekö-Szent-Miklös), Lozornö, Szered und Hödos.
Stickereien und Spitzen für den Verkauf werden besonders in der Tyrnaner Gegend, in
. Zipser und den benachbarten Gemeinden, sowie in Valta-Sür verfertigt, und zwar nach
den Mustern, die bei dem magyarischen und flovakischen Volke des Comitats die gewohntesten
und beliebtesten sind. Übrigens unternehmen jetzt die geschickteren Frauen auch schon feinere
Arbeiten, sie sticken sehr hübsche Servietten, Handtücher und verschiedene Prachtdecken,
welchen Erzeugnissen auf der Milleniumsausstellung die wohlverdiente Anerkennung zutheil
geworden ist.
Schließlich erwähnen wir, daß im Preßburger Cvmitat 12 Creditinstitute und
noch 6 Creditverbände thätig sind.
Der Comitatssitz ist P reßburg (Pozsony), königliche Freistadt, nach Budapest eine
der schönsten und gebildetsten Städte Ungarns. Es zeichnet sich schon durch seine schöne
Lage aus. Einerseits umkränzen es die Ausläufer der Kleinen Karpathen mit ihren herrlichen
Wein- und Obstgärten, sowie den heilkräftigen Nadel- und Laubwäldern, deren frisches
Grün ihre höheren Gipfel bcdcckt; andererseits zieht die Donau die Grenzlinie. Ostwärts
dehnt sich unendliche Ebene zu beiden Seiten des Stromes, wie in dessen Mitte, wo die
volkreiche Insel Schütt liegt.
Der Ursprung Preßbnrgs reicht weit zurück in die unergründliche Ferne der Zeiten.
Die Stein- und Brouzealterthümer, mit denen der Boden in Stadt und Umgebung
durchsetzt ist, verkünden sicherer als jede schriftliche Urkunde, daß das Gebiet Preßbnrgs
schon in vorgeschichtlicher Zeit von Menschen besiedelt war. In der römischen Periode
muß hier schon ein namhafter Ort gewesen sein. Damals blühte am anderen Donauufer,
zwischen dem heutigen Deutsch-Altenburg und Petronell, die Hauptstadt Ober-Pannoniens,
Earnuntum. Es ist sicher, daß auf dem jetzigen Schloßberge schon damals eine römische
Beobachtungsstation, ein in das Gebiet der Onaden uud Markomannen hineinspähender
Wartthnrm stand. Die Barbaren des linken Ufers, die mit dem Markt von Carnnntum
und dessen Händlern in Verbindung standen, setzten hier am Fuße des Schloßberges
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch