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hielten in Komorn einen besonderen „kaiserlichen" Hofrichter, um die Fische nach Wien zu
schaffen, und Leopold I. erwies den Komorner Fischern die Auszeichnung, sie mit einem
Privilegiumsbrief zu beschenken. Es war eine Zeit, wo sie die Fischerei nicht nur der
Donau, sondern auch der Theiß in Pacht hatten und auch den Fischtransport nach
Österreich und Steiermark besorgten. Vor hundert Jahren war dies der Broderwerb von
145 Fischermeistern; jetzt gibt es kanm noch 14. Allein auch zusammengeschmolzen und
verarmt, hegen sie noch den alten patriarchalischen Geist. Auf ihren Tanyas (Gehöften) und
in ihren Compaginen (dokor) empfängt den Fremden auch jetzt herzliche Gastfreundschaft
und anständiger Verkehr. Mancherlei alte Gebräuche des ungarischen Fischerlebens sind da
noch immer lebendig. So sehr das Fischereigewerbe zurückgegangen, klingt da noch hellauf
manches Fischerlied. Da die Zahl der Fische in der Donau von Tag zu Tag abnimmt,
stellen die Fischer ihre mit Reusen versehenen, mächtigen Sperrnetze in den Nebenflüssen
auf; das Senknetz wird mehr auf der großen Donau verwendet. Das Auswerfen des
Netzes ist besonders im Winter interessant, wenn in das Eis paarweise Löcher geschlagen
werden und das oft 120 Meter lauge Netz mit Hilfe einer langen Stange unter dem
Eise bis zu dem Aufziehplatz gezogen wird. An überfluteten Stellen oder in seichten
Armen wird auch der Moorgruudelfaug betrieben. Zu diesem Zwecke wird eine Sperre
gebaut, die in Zwischenräumen von vier bis fünf Schritten bei der Kreuzung Öffnnngen
hat; da werden an der Wasserfläche die Körbe gelegt. Jenseits der Sperre befinden sich
unten und oben ans Unkraut verfertigte und kanm aus dem Wasser hervorragende Dämme.
Die Moorgrundel durchbricht den Damm und geräth in den Korb. Der Fischer hebt den
Korb heraus, sobald er die Bewegungen darin bemerkt und schüttet die Beute in seinen
Hut oder in den „Grnndelkürbis". Dies nennt man Grnndelsang mit der Sperre.
Nikolaus Oläh, Erzbischof von Gran im XVI. Jahrhundert, schildert, wie die Fischer
den damals noch nicht seltenen Hausen und Stör fingen. Der Hausen, sagt er, hält sich
im tiefsten Wirbel des Flusses auf. Vor dem winterlichen Eistreiben schlagen die Fischer
in das Bett der Donau und Waag parallel Pfähle ein und lassen in der Mitte des Bettes
eine Öffnung für die Reuse. Zwischen den Psählen werfen sie ein starkes Netz aus. Sind
sie damit fertig, so beginnen sie an den Ufern Böller abzuschießen, was die Hausen aus
ihren Versteckplätzen herausscheucht, so daß sie sich ins Netz verwickeln. Auf diese Art
werden mitunter tausend gefangen. Die größeren Hausen sind 12 Fuß laug und wiegen
manchmal bis zu zehn Centner.
Berühmte Gewerbsleute von Komorn waren die Schiffszimmerleute. Während der
Türkenherrschaft bauten sie die Kriegsschaluppen auf der Donau, später aber die mächtigen
Fruchtschiffe. Sie verstanden sich so gut auf ihr Handwerk, daß sie sogar für Wien als
Meister angeworben wurden. Man nannte die Schiffszimmerleute in Komorn „Super" ;
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch