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Vrisinye, Hosßuhegy (langer Berg), Hegygombja (Bergesknopf), Tekenyös (Mulde),
Hegyessas (spitzer Adler), Harancsa, Hosßuparlag (langes Trieschfeld) u. s. w. Auch die
Tracht ist eigenthümlich. Der Mann trägt Rock und Hose aus Blautuch. Der ledige
Bursche trägt einen breitkrämpigen Hut mit purpurrothem Band, ein gewöhnliches
Leinenhemd mit gestickten Ärmeln, einen blumig gestickten, mit rothem Tuch eingefaßten
Lodeu-Dolmany, eine grünseidene Weste und eine befranste schwarzseidene Halsbinde;
die dunkle Tuchhose ist mit reicher Verschnürung geziert; schwarze Stiefel mit Sporen und
dem unfehlbaren Pfeifenstummel im Schafte vervollständigen die Kleidung. Das Mädchen
trägt einen gefältelten Musselinrock, kornblumenblaue Schürze, ein flitterbesetztes, gefälbeltes
Seidentüchlein in mehreren brillanten Farben, ein grünseidenes, mit rothen, silbernen und
goldenen Rosen verziertes Leibchen (goldgeflecktes „Prußlik"),ein mit breiter Falbel besetztes
Halbhemd aus Musselin und gelbe Stiefel; in den niederhängenden Zopf ist oben und
unten ein Band geflochten. Ist sie Frau geworden, so setzt sie eine mit schwarzer Seide
ausgenähte, mit Goldspitzen eingefaßte und überdies kraus bebänderte Haube auf, mit
schneeweißem Schleier darüber her; den Hals schmückt eine Perlenschnur, die Füße stecken
in zierlichen schwarzen Stiefeln, die Hand hält ein rothgestreiftes Tüchlein, und wenn sie
zur Kirche geht, ein Gebetbuch. Au vielen Orten ist das magyarische Element jetzt schon mit
slovakischem und deutschem vermischt; ja selbst die Reihe der rein magyarischen Gemeinden ist
hie und da durch eine flovakische unterbrochen, deren Name jedoch, sowie die Namen vieler
Einwohner, beweist, daß der Ort einst ganz magyarisch war. Patta, Köpösd, Pußta-Kürth,
Sempte, Komjath, Botsaln waren noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts magyarisch.
Die deutsche Bevölkerung besteht aus den Handerburezen und Habaueru, zu deueu
besonders im vorigen Jahrhundert noch Schwaben und Hannoveraner gekommen sind. Die
unter Maria Theresia in Ürmeny und Umgebung angesiedelten Schwaben sind schon
sämmtlich mit der magyarischen oder slovakischen Bevölkerung verschmolzen. Die in einzelnen
Gemeinden des Neutraer und Tapolcsänyer Bezirkes ansässigen, ackerbautreibenden
Hannoveraner sind an Zahl sehr gering. Wo immer man ihm aber begegne, überall ist der
Deutsche ruhig, ernst, religiös, arbeitsam und mäßig, dabei eher Handwerker als Bauer, da
er schon durch seine Abstammung und die Natur seines Wohnsitzes mehr darauf verwiesen ist.
Das magyarische Element ist durch das in großer Mehrheit befindliche flovakische
wie durch einen Ring umschlossen. Die Sprache des letzteren ist in den westlichen Theilen
die mährisch-czechische Mundart, mit vielfachem Lautwechsel und harter Aussprache; in
den mittleren Theilen klingt die Aussprache weicher. Übrigens hat der Neutraer Slovake
seinen magyarischen und deutschen Nachbarn viele Wörter und Redensarten entlehnt.
Die Tracht ist sehr verschieden; an vielen Orten ist sie sehr schön. Im Allgemeinen
herrscht, selbst bei den Slovaken, der ungarische Schnitt vor, mit enger Hose und anliegender,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch