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Das Trentschiner Comitat.
Dort, wo die Waag bereits ansehnlich gewachsen, aus der Sztrecsnöer Enge
heranstritt und erst nach Südwest, dann nach Süden abbiegt, thut sich eine Gegend auf,
die hier an der gebirgigen Landesgrenze Alles, was die Natnr Erhabenes und Malerisches
zu schaffen vermag, zu einein einheitlichen Ganzen vereinigt. Diese Gegend ist ein Stück
Geschichte: die einstige Heimat des Matthäus Csäk, der Pongräcz, Balassa, Thurzö.
Jlleshäzy, Podmaniczky. So weit das Auge reicht, allüberall stehen auf den Gipfeln die
Denkmäler dieser Träger einer großen Vergangenheit. Hier bescheint die Morgensonne
Berge, deren Häupter tief in zwei Länder hineinlugen, und hat Mühe, das Dickicht der
Urwälder zu durchbrechen; dort entlockt sie dem sruchtbareu Erdenschoße üppiges
Pflanzengrün; und hier wieder spiegelt sie sich bald in träge umhersluthenden, aber auch
plötzlich ausschweifenden Gewässern, bald in den gekräuselten Wellen des zwischen hohen
Usern einherrauscheuden Bergstromes. Gegeu Südeu weitet sich das liebliche Engthal
stellenweise zu Thalbecken aus und die Ackertafeln, die bisher die parallel streichenden
Berglehnen hinansteigen mußten, schmiegen sich nun abwärts bis an das Bett der tauseud-
fach geschlängelten Waag. Den Nadelwald drängt der Buchwald zurück, an die Stelle der
Kartoffel und des Hafers treten Weizen, Roggen, Gerste, und an etlichen ungemein
wirksamen Heilquellen vorbei erreicht man bei Waag-Neustadtl die nördliche Bucht des
Preßburger Beckens.
Dieses von Natur aus recht einheitliche Gebiet bildet politisch ein Comitat: Trentschin,
und verdankt seine rechteckige Gestalt zwei parallelen Bergketten, welche die beiden Waag
user weithin begleiten und das Thal einfassen. Die nördliche Grenzlinie des Comitats ist
das Javoruik-Beskid-Oßus-Gebirge, dessen Hauptgrat sich auf der ungarisch-mährisch -
schlesisch-galizischen Grenze erhebt; hier ragen auch seine höchsten Gipfel anf, der
Javornik (1.017 Meter), der Polom (1.0V7 Meter) und der Bednarov (1.067 Meter)
an der Grenze von Trentschin, Ärva und Galizien. Dieses Gebirge ist fast gänzlich
Karpathen-Sandstein aus der Kreideperiode und seine Höhen sind breite knppenförmig
abschließende Berge, mit ziemlich steilen, aber nicht felsigen Flanken. Von seinem Südfuße,
dem Kisueza-Thale aus führen mehrere Wege über das Gebirge hinüber in die Nachbar-
schaft: von Makov her in das Beesva-Thal, von Tnrzöfalva nach Friedland, und von
Csacza zieht die Kaschau-Oderberger Eisenbahn über den Jablnnkapaß nach Teschen. Von
dieser Bahn zweigt oberhalb Csäcza eine andere ab, die über Szkalite nach Galizien, in der
Richtung auf Saybusch, läuft. Auf der Höhe dieses Passes (550 Meter) steht am Saume
eines schönen Waldes der Grenzpsahl mit der Aufschrift: — „Schlesien".
Von Csäcza her dient noch eine Landstraße an der südlichen Seite des Rachovjecz der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch