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Thal und man erblickt eine versteinerte Welt, voll interessanter, seltsamer Felsgebilde.
Über diesen steigt mit drei Hörnern der Rohäes-Berg (779 Meter) auf, von dessen
Gipfel man den ganzen Felsgrat, wie er aus dem umliegenden dichten Wald emporstarrt,
überschauen kann. Man steht gerade über dem innersten Kessel dieses Gebirges und
erblickt 655 Meter tief unter sich die Trümmer der Burg Szulyö. Diese Burg wurde
durch Ferdinand I. dem Sebastian von Syrmien geschenkt, der die Familie Sznlyovßky
begründete. Seine Nachkommen stiegen später in das Thaldörfchen hinab, wo ihr schönes,
jedoch verwahrlostes Schloß noch besteht. Hier ist die einzige evangelische Kirche des
nördlichen Gebiets von Treutschin. Der obere Theil des Szulyo-Thales führt von Hradna
über den Patuch-Sattel des Zsibrit Gebirges, an dem kelchförmigen Felsen Buzogauy
vorbei, iu das schöne Szvinnaer Thal hinab und von da weiter nach dem anmuthigen
Badeorte Rajecz.
Aus dem Szülyöer-Thale führt ein Touristenweg südwärts über Koßteleez in das
Zäßkal-Thal. In seinem üppigen Wiesengrunde stehen Meierhöfe und Wirthschaftsgebäude.
Jenseits derselben verengt es sich plötzlich, von einem tief ausgehöhlten Felsblock fällt
eine kleine Cascade über die senkrechte Wand eines Beckens, der enge Thalgrund ist
mit mächtigen Felsbrocken bedeckt, über die der Bach hinunterhüpft; rechts gegen die
Mündung hin öffnet sich eine geräumige Felshöhle, und in ihrer Nähe eine Grotte, über
deren Wände ewiger Thau niederrieselt. Dem Steilhang oberhalb des Baches schlängelt
sich ein Pfad entlang und führt in das freundliche Flachthal hinaus, wo das Dorf
Zäßkal liegt. Die Abhänge sind mit saftigem Rasen bedeckt, der Bach hüpft in steinigem
Bette dahin, zwischen mächtigen Felstrümmern. Das Thalende ist durch eine hohe, rauhe
Gebirgskette geschlossen; rechts wölbt sich ein gewaltiger knppelsörmiger Berg, links steigt
mit senkrechten Wänden ein Kegel auf, und in der Mitte schießt eine schlanke Felsnadel
empor. Umgeht man den Bergkegel, so steht man vor einer Klamm mit 150 Meter hohen,
schroffen Felswänden, zwischen denen die kaum 2 bis 3 Meter breite Thalsohle gänzlich
vom Bach eingenommen ist, so daß man nur von Felsstück zu Felsstück schreitend vor-
dringen kann. Bald neigen sich die Felsen über dem Haupt des Wanderes zusammen, so
daß der Himmel schwindet; die anderthalb Kilometer lange Klamm ist nur noch zwei
Schritt breit. Dann, etwa 200 Schritt vom Thalausgang, erweitert sich die Klamm; die
Felswände werden niedriger; links sind die Abhänge mit üppigem Gras bedeckt, während
rechts die Felsenmassen zerrissener und öder niederstarren; endlich tritt man zwischen zwei
gewaltigen Felswänden aus dem Thale hinaus. Man steht an einem Waldsaum, wo auf
mäßiger Höhe, bei einer Mühle, eine eisenhaltige Quelle sprudelt, das rechte Labsal im
Sommer; dabei ein Schutzhaus für Touristen, Bänke, Tische. Es ist schön ringsum; in
mehrfach verzweigtem Bette, über Kiesbänke weg, schießt die Waag schäumend thalab;
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch