Page - 329 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Volume 18
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schönsten nnd bei manchen ist auch für Vermehrung gesorgt; so ließ Graf D'Harcourt in
der öden, durch Wasser verheerten Gemarkung von Teplicska 2854 Katastraljoch mit Erlen-
uud Fichten-Setzlingen bepflanzen. An steilen Hängen mit dünner Erdschichte kann sich
oft kein Baumwuchs entwickeln, weil man dort das Vieh weiden läßt. Was davon vor-
handen ist, bildet auch jetzt große Werthe; das Abstocken, Aufbrechen, Schlagen, Befördern,
Flößen, Verkaufen und die blühende Holzindustrie geben Arbeit für viele Hände. Stellen-
weise ist die Verwerthung durch schlechte (Gemeinde-) Straßen, hohe Brückenmanthen und
Mangel an Eisenbahnen behindert, aber auch so gelangt das Trentschiner Holz nach
Österreich, Böhmen, Mähren und den südlichen Donaugebieten. Eichenrinde geht in
Menge uach Deutschland, desgleichen Wagenladungen von Haselstöcken nnd geschälten
Weidenruthen.
Aus dieser Gebirgsgegend laufen 55 selbständige Flüßchen zur Waag hinab, die
mit diesem Vorrath ihren 218 Kilometer langen Lauf beginnt. Bis Sillein ist ihre Richtung
westlich, weiterhin südlich. Längs des ganzen Mittellaufes ist die Entfernung zwischen
Fluß nnd Gebirg beiderseits im Durchschnitt je 90(1 Klafter, wovon je 500 anf den
gewöhnlichen Überflnthungsranm kommen. In diesem irrt die launenhafte Waag seit
Jahrhunderten umher und ändert fortwährend ihr Bett. Bei Sillein floß sie ursprünglich,
190 Klafter von ihrem jetzigen Bett, hart an der Stadt; bei Trentschin am Felfenfnße
des Burgberges; bei Esütörtök bespülte sie noch bis zu Eude des XVIII. Jahrhunderts
den Fuß des ziemlich entlegenen Kalkhügels Hajnicza, was am steilen Abhang der
Lößwand noch jetzt zu erkennen ist. Der mittlere Theil des Waagthals weist jetzt drei
Erweiterungen auf: die Becken von Sillein, Bittfe nnd Jllava, denen sich jenseits
Trentschins die nördliche Bucht des kleinen ungarischen Alsöld anschließt. Sie waren einst
sämmtlich Becken von stehenden Binnengewässern, deren Abschluß die Querhöhen
bei Sillein, Podhragy-Bistritz und Trentschin-Szkalka bewirkten. Diese durchbrach das
Wasser und sloß ab, bis auf ein schmales Band, die Waag, die nach Belieben am Fuße
jener Felsen hin und her schweifte. Stellenweise nimmt sie die ganze Sohle des engen
Thales in Anfprnch, bedeckt ihren Überfluthnngsstreisen mit dem von oben herunter-
gespülten Kies und entzieht Acker und Weide der Cultur. In den geräumigeren Becken
dehnt sie sich aus, spaltet sich zwischen niedrigen Usern in zwei bis drei Arme, bildet
Sand- und Kiesinseln und Bänke. In ihrem Bette zieht mitunter eine Kiesbank dahin,
über die das Wasser hinwegbraust uud die der Flößer ängstlich meidet. Hie und da hat
die Fluth anch Fruchtboden erobert; diesen trotzt ihr der Mensch wieder ab, er ackert ihn
aus und besät ihn, und da sieht der Wanderer mitten im Bette Inseln mit wogender Saat.
Anderwärts fließen die seichten Flußarme über den Sandbänken zusammen nnd man glaubt
eine Donau zu sehen; die User mit Schilf nnd Weiden bedeckt, die Sümpfe von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch