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Blatnicza zugewandte Bergflanke enthält eine große, aus drei Höhlungen bestehende Grotte,
wo Knochen urweltlicher Thiere gefunden wurden. Aus dieser Grotte dringt die Lust
zuweilen unter starkem Pfeifen heraus, daher glaubt das Volk, hier befinde sich der Hauptsitz
der Winde. Diese Mazarnya-Höhle hat am jenseitigen Berghang ein Seitenstiick, die
Tnsna-Höhle.
Oberhalb Blatniczas liegt in amnnthiger Gegend das stattliche Dorf Neczpal mit
einer Papierfabrik, die aus Holzcellulose Packpapier und Papiersäcke erzeugt. Das neue,
im Barockstil erbaute Schloß der Familie Justh ist von schönem Park umgeben, in dem
man das Grab des letzten Barons Petröczy sieht, der als Truppenführer in Diensten
Tökölys und später Franz Räköczys II. thätig war. Die evangelische Kirche ist eine der
ältesten. Der durch den Ort laufende Bach friert niemals zn. Weiter nördlich liegen einige
Dörfer hoch oben zwischen den Felsrippen des kleinen Borisovo (1023 Meter).
Ist man am Lißeczberge vorbei, von dessen begrastem Gipfel die Aussicht bis
Roseuberg und Arva reicht, so erblickt man den Burgberg von Szklabina, an dessen Süd-
abhang ein Sauerbrunn entspringt. Die Burg aus dem Gipfel war einst sehr umfangreich;
Lndwig der Große, Sigismund und Ferdinand I. weilten daselbst, und in unruhigen Zeiten
bot sie der umwohnenden Bevölkerung Zuflucht. König Ferdinand I. gab die Burg 1561
dem Geschlechte Revay. Die im XVII. Jahrhundert erbauten Theile sind noch bewohnbar;
in einer Räumlichkeit des Obergeschoßes werden Alterthümer aufbewahrt; die obere Burg
ist Ruine. Unterhalb liegt die blutarme Gemeinde Szklabina-Väralja, die vom Kalk-
brennen lebt. Weiter unten liegt, von mächtigen Bergen und wohlgepflegten Tannenwäldern
umgeben, das wildromantische Kis-Selmecz. Es ist Hauptort der 14.000 Joch großen
Majoratsherrschaft der freiherrlichen Familie Revay, die seit zwanzig Jahren diese recht
rauhe Wildniß überraschend verschönert hat. Das große alte Schloß ist durch sein Archiv und
viele Alterthümer berühmt, im Thale dahinter dehnt sich ein großer Park mit hundert-
jährigen Weißtannen, mit wilden Birnbäumen, Strobnsgruppen und seltenen k'aAus
s^Ivatica atropurpurea. Links vom Parke, auf dem Plateau zwischen dem Szvinjacza und
Dzeleez, befindet sich in 600 Meter Meereshöhe eine aus 16 Teichen bestehende Forellenzucht.
Den gegenüber liegenden Borova bedeckt ein Wildpark, der viel Hirsche und Rehe enthält.
Nordwestlich von Szklabina befindet sich am Tnröczflusse und der ungarischen
Staatseisenbahn in anmnthiger Lage die alte Ortschaft Tnröcz-Szent-Marton. Sie
ist nicht groß und hat blos 2500, meist evangelische Einwohner, ist aber wohlhabend und
Hauptort des Comitats. Die Häuser sind meist altväterisch und ebenerdig, doch fehlt
es nirgends an Zeugnissen des Wohlstandes und Fortschritts. Es gibt da Fabriken von
gebogenen Holzmöbeln, Leder, Essig, Spiritus und Bier, dazu drei Geldinstitute. Die
Landwirthschaft ist blühend, die Industrie lebhaft; die Möbelfabrik führt ihre Erzeugnisse
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch