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den Beßkiden entspringenden Bäche von Lomna, Novoty, Mntne, Beßele, Polhora und
Hrnstin, die in die Weiße Ärva fallen, dann die am Fuße der Babia-Gora entspringenden
Bäche von Lipnieza und Zubricza, nebst dein Jelesnabach, die der Schwarzen Ärva
zngehören. In die vereinigte Ärva münden die aus der Tatra kommende Oravicza, die
Sztndena, zahlreiche kleinere Bäche und der Zazrivaer Bach, dieser vom Roßudcezberge
her, der die Bergketten Fatra, Beßkid und Magnra scheidet.
Zur Flößerei ist nur der Ärvafluß geeignet, aber auch dieser mehr zur Frühlings-
zeit, wenn der Schnee der Berge zu schmelzen beginnt, und im Sommer, wenn häufige
reichliche Regen ihn schwellen. Mittelst künstlicher Stauwerke werden auch der Oberlauf
der Weißen Ärva und der Polhorankabach für Flöße praktikabel gemacht. Fabriken mit
Wasserkraft, die von manchen Bächen reichlich zu erlangen wäre, gibt es nicht; nur Mahl-,
Säge- und Eichenrindenmühlen sind in jedem Dorfe zu fiuden.
Und nnn gehen wir zur Detailschilderung des Comitats über.
D a s untere Ärva. In günstiger Jahreszeit lohnt sich das Reisen im Ärvaer
Comitate durch herrliche Naturgenüsse. Die Kaschan-Oderberger Eisenbahn führt aus dem
Turöczer Comitat in ein Engthal von abenteuerlichen Dolomitfelsen, zwischen deren
Gruppen die Waag dahinfließt. Nach dem über weißes Kalkgestein dahinhüpfenden
Sut töer Bach, dessen Wasserfall berühmt ist und der zwei Comitate trennt, ist noch ein
Tunnel zu Passiren und dann ist Kralovän erreicht, die einzige Eisenbahnstation des
Comitats. In diesem Dörfchen, dessen einstiger Name Kirälyhäza (— Königshaus)
längst verschollen ist, soll nach der Überlieferung Bela IV., der zweite Begründer Ungarns,
auf seinen Irrfahrten während der Tatarennoth einst der Rnhe gepflegt haben. Das „Haus
des Königs", das ihm als Zuflucht diente, wird wohl nur ein Holzban gewesen sein, aber
die Erinnerung daran lebt fort und diente den Schultheißen des Dorfes als Quelle, aus
der sie ihre Vorrechte ableiteten. Das ärmliche Dorf mit enger Gemarkung lebt jetzt meist
von der Flößerei, da die aus dem Ärvathal herabgeschwemmten Flöße hier ihren Haupt-
stapelplatz haben. Erwähnenswerth ist, daß in Kralovän die Sonne selbst im Hochsommer
erst nm zehn Uhr ans-, und schon um vier Uhr untergeht, im Winter aber drei Monate
lang gar nicht sichtbar wird.
Kralovän ist Kopfstation der im Bau begriffenen Ärvathaler Localbahn. Kaum
einen Büchsenschuß weiter östlich fällt die Ärva in die Waag. Über die beiden Flüsse
führen zwei Brücken in das benachbarte Liptaner Comitat, über die Ärva eine Eisenbahn-
brücke, über die mit der Ärva vereinigte Waag eine Fahrbrücke. Dicht an der Eisenbahn-
brücke öffnet sich gegen Norden das Ärvathal in Gestalt einer Felsenenge, wo der Fluß
fast keinen Raum läßt für die theilweise in den Granit gesprengte Fahrstraße und
die im Bau begriffene Eisenbahn. Bei jeder Wendung des Thales thnn sich neue Natur-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch