Page - 438 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (5), Volume 18
Image of the Page - 438 -
Text of the Page - 438 -
438
sondern auch den speciellen slovakischen Charakter am besten hervortreten läßt. Dem
Entschluß folgte die That; 1844 wurde der mittlere slovakische Dialect in Gebrauch
genommen und 1846 stellte Stur in seiner reei slvvenskH" (slovakischen Sprach-
lehre) die Regeln der neuen slovakischen Schriftsprache fest, nachdem er schon früher in einer
Flugschrift: .MreHa slovenskuo" (der slovakische Dialect) die Ursache der Lossagnng
von der cechischen Sprache auseinandergesetzt hatte.
So kam es, daß in der zweiten Hälfte der Vierziger-Jahre die wenigen Schriftsteller
des slovakischen Volkes sich dreier Schriftsprachen bedienten. Die Mehrzahl der Katholiken
schrieb das Bernoläk'sche Westslovakisch, die Lutheraner theils ccchisch (der berühmte
Panslavist Johann Kollar und seine Partei), theils den Stür'schen mittelslovakischen
Dialect (Stur, Hodza, Hurban und ihre Freunde). Die Streitigkeiten wollten gar kein
Ende nehmen. Die österreichische Regierung unterstützte Kollar und die cechische Sprache,
sie führte das Cechische in die slovakischen Schulen ein und gab ihre für die Slovaken
bestimmten Mittheilungen in cechischer Sprache heraus, dazu kam noch die nachdrückliche
Unterstützung der Bohemisteu von Böhmen ans. Welche Wirkung all das hatte, geht
daraus hervor, daß in der Flugschrift: »Ulasove c> potrsdö ^jeclnot^ spisc^vn6>lic>
(Kundgebungen im Interesse der einheitlichen Schriftsprache), welche 1846 in Prag zur
Vertheidigung der cechischeu Sprache erschien, einzelne slovakische Männer sich über ihre
eigene, zur Literatursprache erhobene Muttersprache in dem Sinne äußerten, daß sie die
Sprache der Kutscher, Flößer, Safranverkäufer, Schnapsbrüder und Bundschnhlente sei
Wasovö 233, 186, 214, 2d0). Miloslav Hodza empfahl den Anhängern der slovakischen
Sprache, sie sollten, um die cecheufreundlichen Slovaken zum Schweigen zu bringen, die
etymologische Schreibweise einführen; er entwickelte diese Ansicht in seinem Buche:
.Eigenes LIvvomcus« (Leutschau 1847).
Das Ende des langwierigen Sprachkampfes war, daß die Bernolak-Partei und die
Anhänger Stürs sich in Verhandlungen einließen und 1847 auf der Hauptversammlung
des literarischen Vereins „Tatrin" übereinkamen, die von Bernoläk und Stür empfohlenen
Sprachen zu durchmustern. Kraft dieser Übereinkunft unterzog dann der Prager Universitäts-
professor Martin Hattala die Auffassung der beiden Sprachschulen einer gründlichen
Durchforschung uud entwickelte seine Anschauungen in einer „Krammalieu linxuae
slovenieae" (Schemnitz 1850). Diese Sprachlehre, die 1852 in Preßburg auch slovakisch
uuter dem Titel: »Xrätka mluvnicu slovenskä- (kurze slovakische Sprachlehre) erschien,
wurde auf der im Jahre 1851 abgehaltenen Preßbnrger Sprachconferenz von beiden
Schulen angenommen. Dies wurde im Vorworte der „Kurzen Sprachlehre' von 1852
durch je drei hervorragende Mitglieder der Schulen Bernoläks und Stürs auch aus-
drücklich kundgegeben.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Volume 18
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (5)
- Volume
- 18
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.02 x 21.71 cm
- Pages
- 462
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch