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er mythologische Figuren mit den Gestalten polnischer Ritter in Verbindung brachte und
namentlich Ornamente ersann, welche nicht allein Krakauer Künstlern als Vorbilder dienen
sollten. Die Kapelle wurde auf Kosten Siegmund des Alten (1506—1548) erbaut; er
war es auch, der den silbernen Flügelaltar darin stiftete. Heute ruht er darin sammt seinem
Sohne Siegmund August (1548—1572) und seiner Tochter Anna, der Letzten aus dem
Stamme der Jagiellonen, Gemalin Stephan Bäthorys. Alle drei liegen in den unter-
irdischen Räumen der Kathedrale in ansehnlichen Särgen und haben über der Erde schöne
Grabmäler aus rothen: Marmor, Arbeiten italienischer Künstler.
Und weiterhin, die Kapellen entlang, an den Wänden der Seitenschiffe, sowie auch
an denen des Chorumgangs reiht sich Standbild an Staudbild, Grabmal an Grabmal.
Hier steht der nahezu ganz nackte Wkadymir Potoeki, von Thorwaldsens Meißel gebildet,
dort ruht in einer prächtigen Grabstätte später Gothik, Kazimir der Große (gestorben 1370),
aus rothem Marmor gemeißelt, unter einem schönen, auf Säulchen ruhenden Baldachin.
Rund um den Sarg herum sind Figürchen in Hautrelief angebracht. An der entgegen-
gesetzten Seite im rechten Seitenschiffe befindet sich das schöne Grabmal König Johann
Albrechts (gestorben 1501), ein frühes Erbstück der Renaissance in Polen. Im Umgange,
hinter dem Hochaltare, sind zwei Barockdenkmäler der Wahlkönige Michael Wisniowiecki
(gestorben 1673) und Johann Sobieski (gestorben 1696); weiter dann, in einer schönen
und ansehnlichen Kapelle, welche ehemals direet mit der Burg verbunden war, ruht in
rothem Marmorgrabmal Stephan Bäthory (gestorben 1586). Und überall ist es voll von
Gedenktafeln, Bildnissen, voll von Grabmälern der Würdenträger, Bischöfe und Standes-
personen. In der allgemeinen Empfindung ist die Krakauer Kathedrale schon lange, wenn
nicht die polnische Westminsterabtei, so doch der ,Lumpc> santisgiino" der Nation.
Anf dem Wawel begraben zu werden, ist heute eine so große Ehre, daß niemand
auch nur davon zu träumen wagt. Gehen wir an der reichen Schatzkammer der Kirche
vorüber, an ihren alten Reliquienschreinen, ihren prächtigen Ornaten, Inseln und Kelchen,
an der goldenen Rose, dem Geschenke des Papstes an eine Königin von Polen. Steigen
wir zu den Denkmälern und Gräbern in die Gruft hinunter.
Wir treten zuerst in die Krypte des heiligen Leonhard; einen, auf mit Würfeleapitälen
geschmückten Säulen ruhenden romanischen Bau. In der Krypte, sowie in den mit ihr
verbundenen unterirdischen Gemächern sind die polnischen Könige, von Siegmund I. ange-
fangen, begraben. Seine Vorgänger ruhen, wie wir gesehen haben, oben in der Kirche. Der
Sarg des großen Monarchen ist ans Stein gehauen, mächtig, ohne Zierath. Sein Sohn
Siegmund August und seine Tochter Anna, die Gemalin Bäthorys, liegen in zinnernen
Sarkophagen im Stile der Renaissance; Stefan Bäthory in einem ähnlichen. Die Könige
von der Dynastie der Wasa, Siegmund III., seine beiden Gemalinnen, Erzherzoginnen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch