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Die römisch-katholische Kathedrale von Przemyöl, deren Bau bereits 1460
begonnen wurde, ist das schönste Baudenkmal gothischer Kunst in Ostgalizien. Zahlreiche
andere Kirchen und Klöster wie z, B. die griechisch-katholische Kathedrale, das Bernhardiner-,
ferner das Resormatenkloster u. s. w. verdienen auch, sowohl wegen ihrer Bauart, als auch
wegen der Alterthümer, die sie beherbergen, unsere Aufmerksamkeit.
Schöne Spaziergänge in den schattigen Alleen am Sanslnsse, im Parke des Schloß-
berges mit den gut erhaltenen und restanrirten Resten einer bereits zu Zeiten Kazimir
des Großen erbauten Burg, reizende Excursionen in die weitere Umgebung, vor Allem nach
Krasiczyn (Eigenthum des Fürsten Sapieha), wo ein prachtvolles, in italienischer Renaissance
gehaltenes Schloß werthvolle kunsthistorische und geschichtliche Sammlungen enthält, machen
den Aufenthalt in Przemysl zu einem sehr angenehmen.
Unsere Reise führt uns an dem kleinen Marktflecken Radymno vorbei der Stadt
J a r o s i a w zu. Die Vorberge der Karpathen sind weit im Süden zurückgeblieben uud
grüßen uns noch von weitem in Gestalt eines blauen Saumes. Eine mächtige Lößdecke mit
zahlreichen Schluchten bedingt das landschaftliche Aussehen des ganzen eonpirten Terrains.
Die Stadt selbst, die 18.000 Einwohner zählt, spielte in früheren Jahrhunderten als
Festung nnd wichtiger Handelsplatz eine große Rolle.
Die kleinen Ortschaften, die wir da weiter Passiren, Lezajsk und Przeworsk, sind
nnr durch ihre Kirchen, die bereits von weitem unsere Aufmerksamkeit auf sich lenken,
merkwürdig. Die Parrkirche in Lezajsk (italienische Renaissance) enthält eine kleine Bilder-
sammlung altdeutscher, italienischer und flämischer Schule. Das nicht weit von der Kirche
gelegene Bernhardinerkloster ist stolz auf seine Orgel, die die größte von ganz Polen sein
soll. Nicht minder interessant sind die beiden gothischen Kirchen in Przeworsk.
Die nächste Station Lancnt, ein kleines unbedeutendes Städtchen, das im Lande
eine gewisse Berühmtheit durch seine Fabrik ausgezeichneter Schnäpse und Liqueure besitzt,
hat eine Sehenswürdigkeit aufzuweisen, nämlich das prachtvolle gräflich Potoeki'sche
Schloß, das große, vvn vielen Generationen gesammelte Kunstschätze enthält.
Wir überschreiten den Wistokfluß und widmen einige Stunden der Besichtigung der
Stadt Rzeszöw. Das alterthümliche, festungsartige Schloß, das jetzt als Sitz der
Behörden und als Gefängniß dient, die Kirchen und Klöster, vor Allem aber zwei alte im
Barockstil gehaltene jüdische Tempel bilden die Sehenswürdigkeiten der reinlichen und
freundlichen Stadt.
Die Bahn bewegt sich fortwährend an der Grenze zwischen der Tiefebene und den
Vorbergen. Zu unserer Rechten haben wir die langweilige Niederung, zur Linken aber
ein fruchtbares uud fröhliches Hügelland, hinter dem von Zeit zu Zeit die höheren
Gebirgszüge der Karpathen anftanchen. Noch einige Stationen und wir gelangen in das
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch