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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19
Page - 298 -
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Page - 298 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19

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298 den Namen des Teufels auszusprechen und wenn sie fluchen, so sagen sie: „Daß dich dvch alle holen"; das Wort „Teufel" aber sprechen sie nicht aus. Anstatt „alle" wurde ehemals (noch im XV. und XVl. Jahrhundert) im Polnischen der Ausdruck „^vsciornasei" (alle) gebraucht. Dieser Ausdruck ist aus der Literatursprache verschwunden und nicht Jeder weiß heute, daß er existirt und was er bedeutet hat. In vielen Gegenden flucht indessen der Bauer noch immer „daß dich vseiornasei holen" und gibt dadurch naiven Ethnographen Anlaß zu glauben, daß es einstmals bei den heidnischen Polen einen Gott namens Wsciornastek mit einer ganzen Familie von Wsciornastki gegeben habe, offenbar einen Gott des Bösen, da sein Name sich im Fluche erhalten hat. Den Tod stellt sich das polnische Volk als ein weißgekleidetes Weib, bald ohne alle Attribute, bald mit einer Sense, bald, außer der Sense, mit Säge, Schaufel, Harke und Besen bewehrt, vor. Es sind dies Symbole: der Tod durchschneidet mit der Sense das Leben, mit der Säge stellt er den Sarg her, mit der Schaufel gräbt er das Grab, mit der Harke verstreut er die morschen Überreste und mit dem Besen kehrt er sie zusammen wie den Staub der Straße. Den Tod hat schon mehr als Einer gesehen, denn wo jemand sterben soll, dort erscheint der Tod in manchen Nächten. Sie (die weiße Frau) steht knapp am Hause entweder ganz still da, oder sie pocht dreimal an das Fenster und ruft den mit Namen, den sie holen will. Wenn er sich meldet und frägt „was ist's?" so ist er verloren. Man soll nicht antworten, sondern schnell und laut „Gegrüßet seist Du, Maria!" sagen. Die Beziehungen zwischen den Lebenden und den Dahingeschiedenen sind sehr lebhaft. Namentlich sind es die Eltern, welche zur Nachtzeit ihre Kinder heimsuchen. Der Vater sieht zu, wie seine Wirthschaft geführt wird, die Mutter sieht nach den Kindern. „Da schlafe ich einmal so am Ofen" — erzählte dem Schreiber dieses ein ihm bekannter Landmann — „da knurrt es, die Thüre geht auf und es tritt meine selige Frau herein, ganz so angekleidet, wie ich sie begraben habe und so weiß, wie Papier. Sie hat sich in der ganzen Hütte umgeschaut, hat auf den Ofen, auf mich geschaut, ist dann zu jedem der Kinder hingegangen, bei einem jeden stehen geblieben, und hat es lange angeschaut und endlich hat sie sich bis zur Wiege hingeschoben, wo das Kleine lag — denn bei dem Kleinen ist sie gestorben — und hat sich mitleidig, als wollte sie ihm die Brust reichen, darüber hingebeugt. Da bin ich mit beiden Füßen aufgesprungen und habe sie begrüßen wollen, aber wie oft ich auch die Hände ausstreckte, um sie an mich zu ziehen, so war es immer, als ob ich Luft gehascht hätte und ich habe sie nicht greifen können; da hat mich ein Schrecken erfaßt und ich habe ausgerufen: „Jadwis, theueres Weib!" Daist sie so wie zusammengeschauert, der Hahn hat zu krähen angefangen und — fort war sie." Die Todten soll man nicht lange betrauern, denn das beschwert ihre Seele im ewigen Leben. Am Allerseelentage, wenn um Mitternacht
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Volume 19
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Galizien
Volume
19
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1898
Language
German
License
PD
Size
16.48 x 22.34 cm
Pages
920
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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