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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19
Page - 310 -
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Page - 310 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19

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310 heraufzuschöpfen. Allein das ist keine leichte Sache; denn erstens weiß man nicht, ob es gerade Mitternacht ist, wenn die Uhr darauf weist und zweitens darf man in feinem Leben keine Todsünde begangen haben, wenn man dieses Wunder wahrnehmen und von solchem Weine kosten soll. Genau um die Mitternacht der Vigilie gehen auch andere geheimnißvolle Dinge vor. Es blüht z. B. der Haselstrauch auf und seine Blüte verschwindet augen- blicklich. Wenn ein Mädchen diese Blüte erlangen kann, so werden alle Burschen in Liebe zu ihr vergehen und sie wird, wen sie will, zum Mann bekommen. Auch ein Bursche kann ein solcher Glücklicher werden. Wer übrigens von dieser Blüte Besitz ergreift, der wird anch reich. Der Weihnachtstag ist ein so hohes Fest, daß es sogar ungehörig ist, den Fußboden der Stube auszukehren, welcher am Vorabend mit Stroh belegt worden war. Auch macht man an diesem Tage keinerlei freundschaftliche oder nachbarliche Besuche. Fast der ganze Vormittag vergeht mit dem Gottesdienste in der Kirche, Nachmittags aber ist die Vesperandacht und am Abend werden wieder Weihnachtslieder gesungen, worauf man frühzeitig zur Ruhe geht. Ehemals war es in ganz Polen Sitte, am Weihnachtstage zur Kirche zu reiten. Dieser Brauch hat sich noch bei den Lasowiaken erhalten, namentlich in den Dörfern Stale und Mokrzyszow, wovon das erste ungefähr dreiviertel Meilen von der Kirche in Tarnobrzeg entfernt ist, das letztere etwa eine halbe Meile. Schon einige Wochen vor Weihnachten werden die Pferde besser gefüttert nnd gepflegt, damit man keine Schande aufhebe, wenn man sich mit ihnen zeigt. Am Weihnachtstage um acht Uhr morgens sitzen die jungen und die alten Stalowiaken auf und versammeln sich bei der Heiligenfigur auf der Straße nach Mokrzyszow. Sobald der Dorfälteste zu ihnen gestoßen ist, setzt sich der Troß von etwa zweihundert Reitern in Bewegung und reitet ohne Sattel im Trab nach Mokrzyszow. Hier erwarten sie an der Wegsäule mindestens ebensoviele Reiter. „Gelobt sei Jesus Christus!" rufen die Stalowiaken. „In Ewigkeit, Amen" antworten die andern. Beide Schwadronen vereinigen sich und machen sich auf den Weg nach Tarnobrzeg. Anfangs reiten sie im Trab, bald aber hört man einzelne Stimmen: „Haltet euch gut, Burschen!" Da entsteht ein rasender Galopp. Da schont niemand sein Pferd, denn auf dieser Strecke von einer halben Meile muss es sich zeigen, wer bessere Pferde hat, die Stalowiaken oder die Mokrzyszower und wer das Beste in seiner eigenen Schar besitzt. Da geht jeder ins Zeug, es ist ein Ritt auf Tod und Leben. Wer vom Pferde fällt, und den Milchbärten geschieht das leicht, der wird nachher von den Weibern tüchtig verlacht. Man läßt die Pferde in der Vorstadt von Tarnobrzeg bei den Bauern von Dziköw und geht in die Kirche. Nach dem Gottes- dienste Heimritt nnd die gleiche Wettjagd. Wenn man auf dem Rückwege vom Pferde fällt, so gilt das nicht mehr als so große Schande wie vorher. Allein die Ehre zu zeigen,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Volume 19
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Galizien
Volume
19
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1898
Language
German
License
PD
Size
16.48 x 22.34 cm
Pages
920
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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