Page - 324 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19

324 mit weißem Honig angefüllt, hatte, aus welchem Fischlein und betende Nymphen heraus- schauten und ein Cupido schoß von einem Bogen Pfeile auf sie ab. Aber anstatt auf das Herz zielte das Ungeheuer, Gott verzeih mir, auf ihre wunderschönen Äuglein, die sie schamvoll zu beschatten suchten. Diese Arbeit war sehr kunstreich, und ich muß sagen: nichts Ähnliches habe ich jemals selbst bei den großen Herren gesehen. Da fing man denn, nach dem Sprechen der üblichen Gebete, an, von den Gottesgaben zu genießen. Seine Excellenz der Herr Hetman, der, wie ich oben sagte, sehr fröhlich gestimmt war, hat gebeten, daß man ihn nach seinem eigenen Willen Hantiren lassen sollte. Von allem hat er nur ein wenig gegessen und hat Meth getrunken; Wein wollte er keinen und sagte: „Wollte Gott, wir würden ihn nicht kennen, gar vieles verschuldet dieser Trank!" Auf diese Worte ist der wohledle Herr Chroberski fenerroth geworden, denn es war ihm damit zu verstehen gegeben, daß Überfluß bei uns nicht als Ehre gilt — er hat auch Recht. Nachher hat seine Gnaden der Herr Hetman einem Jeden vom geweihten Ei herumgereicht und ohne Umschweife damit bei der ehrsamen Jungfrau Agnes angefangen, welche ebenfalls erröthet ist und nach einer bescheidenen Danksagung ein wenig davon gegessen hat. Wir anderen, wie sich Euer Liebdeu vorstellen können, warteten mit großer Reverenz, bis uns Seine Gnaden der Herr Hetman gestattet, an den Tisch heranzutreten, was auch bald geschah, denn er sagte: Genießet, ehrenwerthe Herren, der Freigebigkeit des Wirthes, aber bescheiden und Honeste; er selbst aber verneigte sich und, nachdem er abermals Jungfrau Agnes auf die Stirne geküßt und ihr gesagt hatte, sie möge ihr liebliches Angesicht vor des Königs Majestät verhüllen, nahm er von allen gnädigen Abschied und fuhr nach dem Schlosse. Jetzt erst fingen wir an zu repetiren, was Gott gegeben. Honig und Kuchen gingen am reißendsten fort. Ich habe vergessen Euer Liebden zu sagen, daß in dem Kuchen an die drei Stein Käse verarbeitet waren, Honig ebensoviel, die anderen Zuthaten gar nicht zu rechnen, und daß er wunderbar wohlschmeckend war. Herr Sniatycki hat so gegessen, daß er fast daran erstickt ist. Endlich sind auch die Schüler mit den Ansprachen daher- gekommen, die, Gott helfe uns, voll von Unsinn waren, so daß man sie gar nicht anhören konnte, was ihnen alles die Herrn Dominikanermönche hingeschmiert hatten. Diese Hungerleider haben sich alle fünf Finger abgeleckt, sind aber auch nicht mit leeren Händen fortgegangen. Ein jeder von ihnen hat einen ganzen Leib Brod bekommen, ein Töpfchen Preßhonig, ein Stück von plus minus einer halben Elle harter geräucherter Wurst mit Mostrich, je ein Stück von der Schweinskeule, nach Gottes Gebot gepfeffert. Herr Ocieski Kazimir hat wie ein Toller über ein Bürfchchen gelacht, das als Pilatus verkleidet war, einen Bart aus Flachs und Augenbrauen aus Birkenmoos hatte. Herr Milecki klagte seine Gnaden den Herrn Hetman an, daß er anstatt auf das geweihte Mahl auf das Jung- fräulein Agnes großen „Merk" gerichtet hatte, so, als ob er sie hätte aufessen wollen,