Page - 343 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19
Image of the Page - 343 -
Text of the Page - 343 -
843
Und jetzt kvmm' Du Braut und Du Bräutigam und umfasset der Eltern Knie, damit Ihr
erhaltet ihren Segen auf Euren Lebensweg, Amen!" Nun händigt der Starost dem
„Hochzeitsmarschall" die Ruthe ein und die Brautjungfern singen:
„Spiel' auf Musik, spiel aus recht srisch nun wieder,
Und Du N. (Name der Braut), Du neige Dich zur Erde nieder.
Spiel' auf Musik, spiel auf recht frisch nun wieder.
Und Tu N. (Namen des Bräutigams), Du neige Dich zur Erde nieder."
Die Musik spielt auf, das junge Paar macht die „Kuieumfassung" an den Eltern,
welche gewöhnlich nnter Thränen antworten: „Gott, gebe Dir Glück und Segen!" Ist
die Braut eine Waise, so singen die Brautjungfern noch während der Kuieumfassung:
„Ach Mutter komm' hernieder,
Vom Himmel steig' herab.
Man brauchet hie Dich wieder.
Laß Dich am Strahl herab,
Am gold'nen Sonncnstrahle,
Mit Dir die Heiligen alle!
Diese tiefe Verneiguug machen die Brautleute zu dreien Malen vor den Eltern und
gehen dreimal von rechts nach links um den Tisch herum, an welchem Jene sitzen. Wenn
dies vorüber ist, singen die Brautjungfern:
„Dreh Kränzlein Dich im Kreise,
Um Vaters Tisch hernmz
Ich muß ja wohl in« Kreise
Mich drehen, rnnd herum,
Jetzt schwingt der „Marschall" die Ruthe in der Luft und ruft: „Mir nach!" und
geht, vom Brautpaar und der Musik gefolgt, dreimal, von rechts nach links schreitend, um
den Tisch herum, der ganze Hochzeitszug hinter ihnen drein, während die Mutter der
Braut oder die älteste Werberin alle mit Weihwasser besprengt. Auf dem Tische liegen
Brodschnitten, von denen jeder Vorüberziehende eine nimmt, um sie dem vor dem Hausflur
stehenden Bettler zu geben. Nach dreimaligem Ilmschreiten des Tisches verläßt der Zug in
derselben Ordnung die Stube. Die Braut bleibt an der Schwelle zum Hausflur stehen,
der Bräutigam anßen an jener des Hanses und beide machen die Knieumfassung an jedem
der Hinausgehenden (sei er groß oder klein), um von Jedem das freundliche „Gott gebe
Dir Glück und Segen!" zu vernehmen. Im Hofe, vor dem Hausflur bleiben alle stehen.
Hier übergibt der Festmarschall die Ruthe auf eine Weile seinem Stellvertreter, dem
Bicemarschall, und bewirthet die Festgäste mit dem Inhalt einer ihm vom Brautvater
gereichten Flasche. Nachdem alles ausgeschenkt und getrunken worden, wirft er die Flasche
Da gmg das Mutterlem
Und bat das Jesulein:
,Zur Hochzeit komm' es morgen'.
Doch weiß das Jesulein
Und sagt's dem Mütterlein:
.Daß Freunde sie besorgen'."
Um Vaters Tisch mich treiben,
Weil man auf keine Weise
Mich länger hier läßt bleiben."
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch