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Und in dieser Melodie und Tonart singen sie weiter, nennen das Jesukind „ein wnnder-
hübsch'sEngelchen", „das anmuthigste Blümchen der Welt", „das allerzierlichste Röslein",
„die allerlieblichste Lilie," „ein den Augen angenehmes Sternchen", „die allerreinste Welt-
sonne" und versprechen ihm „süße Beeren", „Bntterbrödchen", „schöne Äpfelchen" und alles,
was sie nur als allerbestes kennen, damit es nur schlafe. Jesus hat sie mit seinen kleinen
Händchen gesegnet, Josef, der Alte, will sie schon verabschieden, indem er ihnen für ihre reich-
lichen Gaben und die Belustigung das polnische: „Gott möge euch das vergelten", ausdrückt;
allein es wird ihnen allzuschwer, fortzugehen. Sie zögen es vor, für immer hier zu bleiben.
Außer den Hirten und Bauern kommen auch die verschiedensten Handwerker
zur Krippe und ein Jeder verspricht, irgend eine Spende zu bringen: Der Schneider
„ein Hemdchen" und „ein Kleidchen", der Kürschner „ein Pelzchen", der Bäcker „einen
Laib hellen Brodes." Ein schmerzliches Gefühl bemächtigt sich der heiligen Jungfrau, da
der Seiler einen Strick darbringt und der Schmied Nägel spendet; allein die Kolenda
darf nicht so schmerzlich ausklingen, so wird denn die Geschichte mit dem Schuster
eingeflochten. Diesen will man anfangs gar nicht einlassen, weil er „nach Theer riecht."
Endlich läßt man ihn ein, doch behauptet Josef, daß Jesus „keine Stiefelchen mag." Da
geht nun der arme Teufel ganz desperat hinaus und sagt zu sich:
„Du lieber Gott, Auch nicht ein Stiefelchen
Es ist eine Noth! Hilft mir beim Herrgottchen."
Selbstverständlich haben die Kolenden auch das Auftreten der drei Könige aus dem
Morgenlande sich nutzbar gemacht. Herrlich im Hinblick auf Melodie und Inhalt ist jene
Kolenda von den drei Königen, welche mit den Worten beginnt:
„Weltenherrscher ihr und Weise, Keinen Thron hat's in der Hütte,
Wohin eilet ihr so schnelle? Hält kein Scepter in der Hand
Seid ihr, Könige, auf der Reise Und schon zieht prophetische Kunde
Nach des Kindchens Lagerstelle? Seines Tod's von Land zu Land."
In dem Bestreben, die Wichtigkeit des Augenblicks zu schildern, wie die Geburt des
Erlösers eine ist, malt die Phantasie des Volkes eine völlige Umwälzung der Natur aus
und führt jegliches Gethier und Gevögel in die Hütte ein.
„Auch die Bäume Wissen's schon, „Löwen führen Holz selbander,
Früchte bringen sie verkehrt: Bären pflügen unterdessen,
Äpfel tragt der Eiche Krön', Has und Hund ruh'n bei einander
Tann' mit Birnen ist beschwert." Und aus einer Schüssel fressen."
Eine ungeheure Menge von Thieren und Vögeln hat die Hütte angefüllt:
„Mehr von allem hier nun gar I Hier war alles, was nur kann
Als in Noah's Arche war; Die Erde geben, die Erde geben."
Dort nur paarweis kam's heran.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch