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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19
Page - 418 -
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Page - 418 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19

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418 bei Wohlhabenderen auch Schinken und gebratenes Ferkel mit einer Krenwurzel in den Zähnen nicht fehlen. Alle diese Eßwaren, unter die noch hartgesottene Eier, Salz, Käse und Butter gesteckt werden, trügt der Hauswirth im Backtrog oder in einer groben Bett- decke am Ostersonntag Morgens in die Kirche. Die Dorfbewohner stellen sich mit diesen Ostereßwaren auf dem Kirchhof in zwei Reihen auf, zwischen denen der Durchgang für die Procession frei bleibt. Nach dem Gottesdienst werden die Osterbrode unter Sang, Glockenklang und Schießen vom Pfarrer, der mit einer Procession einherschreitet, geweiht. Unabhängig von diesen geweihten Osterbroden sind die Ostereier als Ostergeschenke im Gebrauch. Die Hausfrauen tauchen die Ostereier in die aus Sandel-, Brasilienholz, Anilin und dergleichen Farbstoffen erzeugte Farbe, nachdem dieselben vorher in einer Alaunlösung befeuchtet wurden. Außer diesen einfach gefärbten Ostereiern — krasznuIiF genannt — werden auch kunstvoll ornamentirte Ostereier — genannt — ausgeführt, welche sich durch reichhaltige Muster wie byzantinische Kreuze, Sterne, alterthümliche Streitäxte, zumeist aber geometrische Ornamente auszeichnen. Jedes Muster hat so wie bei Stickmustern seine specielle Benennung. Manche pxsankF weisen Zeichnungen mauretanischen Stils auf, welcher wahrscheinlich von der Bukowina und der Moldau aus importirt wurde. An die Ostereier knüpft sich eine von den Huzulen überlieferte Legende. Während Christus am Ölberg betete, war die Mutter Gottes in einer armen Vorstadthütte in Jerusalem mit dem Färben der Ostereier beschäftigt, um dieselben dem Pilatus sammt einem Huhn als Geschenk darzubringen und die Freisprechung Christi zu erwirken. Als sie aber erfuhr, daß Christus bereits gekreuzigt wurde, brach sie in Ohnmacht zusammen und nun rollten die Ostereier in die Welt auseinander. Nach der Einsegnung der Osterbrode eilt Alles nach Hause, Allen voran der Haus- wirth mit dem Geweihten, welches er, nachdem er es drei Mal um die Hütte getragen, auf den Tisch stellt. Zuerst vertheilt er ein Osterei unter Glückwünschen an alle Inwohner des Hauses. Dann wird auch das Osterbrod in Stücke geschnitten und nach dem Alter an alle Angehörigen vertheilt. Hierauf werden auch andere Ostergerichte verabreicht. Die Dorfjunggesellen eilen, nachdem sie sich sattgegessen, zum Kirchthurm und läuten die Glocken. Wer der erste läutet, der wird in diesem Jahre zuerst heiraten. Nachmittags werden auf dem Kirchhof oder auf dem Platze vor der Kirche die Osterspiele (tiakilkF oder kkrjivvk^) mit Gesang aufgeführt, welche ohne Zweifel als Überreste der heidnischen Frühlingsfeier anzusehen sind. Es sind dabei verschiedene Figuren üblich. So fassen 20 bis 30 Dorfmädchen einander bei der Hand und bilden auf diese Art eine lange Reihe, welche unter Sang serpentinartige Windungen ausführt. Es wird auch z. B. ein Mädchen in der Mitte gelassen, während die übrigen, einander die Hände reichend,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Volume 19
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Galizien
Volume
19
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1898
Language
German
License
PD
Size
16.48 x 22.34 cm
Pages
920
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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