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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19
Page - 429 -
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Page - 429 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19

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429 und unterscheidet sich von dem Lied durch ihren mehr epischen Charakter, sowie durch große Freiheit des Versmaßes. Obwohl in den Dumen, besonders in denen älteren Ursprungs, ebenfalls mythische Motive und alterthümliche epische Formen vorkommen, so sind dieselben doch mehr als eine Art Manier oder dichterischer Symbolismus anzusehen, denn als mythische Überlieferungen. Den Inhalt der rutheuischen Dnmen bilden die wirkliche Geschichte und ihre Helden, deren Kämpfe und ritterliche Thaten, Charaktere und tragischen Geschicke die Phantasie und die Gefühle des Volkes beherrschten. Die Dumen sind demnach eine Heldendichtung, welche das geschichtliche Leben des rnthenischen Volkes im XV. bis XVIII. Jahrhundert, Erinnerungen an die ritterlichen Heldenthaten der Kozaken in den Kämpfen mit Tataren und Türken, an die Geschicke der Gefangenen in der Sclaverei, an die Kämpfe der Kozaken mit Polen und Rußland und dergleichen umfaßt. Sie sind im vollen Sinne des Wortes eine poetische Chronik des Volkslebens ohne sagenhafte, phantastische Übertreibung, schlicht und reell in allen Einzelheiten. Bei allem poetischen Colorit der Dnmen kann man in denselben meiftentheils auf eine bestimmte historische Thatsache oder eine bekannte historische Persönlichkeit hinweisen. Das dichterische Bild der Duma ist von dem warmen Gefühl des lyrischen Liedes umhaucht und zeichnet sich nicht selten durch bemerkenswerthe Schönheit aus und daher zählen die Dumen zu den schönsten Schöpfungen der slavischen Volksdichtung überhaupt. Das lebhafte Gefühl der Natur verleiht den Dumen zahlreiche Bilder, welche den poetischen Gegenstand genau umgrenzen. Alles kommt in den Dumen der Wirklichkeit so nahe, daß es unwillkürlich die unmittelbare Theilnahme der Sänger und Zuhörer hervorrufen muß und dadurch läßt es sich erklären, daß die Dumen in das Lyrische und sehr oft in das Dramatische übergehen und den Mangel an epischer Ruhe bekunden, wie überhaupt in der Volksdichtung eine strenge Scheidung nach der Theorie der Ästhetiker in Lyrik und Epos nicht möglich ist. Historische Dumen wurden von den Banduristen, welche sie mit Begleitung der kc>b?a oder danäüra vortrugen, sofort nach Vollendung der historischen Thatsachen, die ihren Gedanken Stimmung verliehen, componirt. Darauf weisen nicht nur Analogien in anderen Literaturen hin, sondern auch die rutheuischen Dumen selbst. So wurden Dumen von den in Kriegsgefangenschaft oder Sclaverei schmachtenden Gefangenen, welche auf türkischen Galeeren oder in Kerkern ihr Dasein fristeten, als Klagelieder componirt und ersetzten denselben die Gebete, wie dies aus dem Schluß mancher Klagelieder zu entnehmen ist. In einer zeitgenössischen Chronik lesen wir, daß die Braut (Domna Rosauda) des Tymosz Chmelnyckij während des Aufflechtens der Haarzöpfe sich Dumen vortragen ließ. Auch Bohdan Chmelnyckij soll das Lied von dem unglücklichen Kiebitz (cxäMa) gedichtet haben, in welchem allegorisch die Geschicke der Ukraine geschildert werden.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Volume 19
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Galizien
Volume
19
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1898
Language
German
License
PD
Size
16.48 x 22.34 cm
Pages
920
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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