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in die ersten Drncke über, wie dies u. a. das für den ältesten polnischen Druck geltende
Büchlein „Die Gespräche zwischenKönig Salomou und Marchold" (1521)beweist.
Die allmähliche Festsetzung der heutigen Orthographie ist ein Product des XVI. Jahr-
hunderts, in welchem man sich zuerst auch der lateinischen Buchstaben statt der deutschen
zu bedienen anfing.
Diese allgemeinen Bemerkungen vorausgeschickt, wollen wir nun die heutigen Mund-
arten der polnischen Sprache innerhalb der Grenzen Galiziens einer kurzen Charakteristik
unterziehen.
Es ist nicht leicht, die Sprachgrenze zwischen dem polnischen und rnthenischen Volks-
stamme in Galizien genau anzugeben. Die betreffenden Angaben weichen mitunter von
einander ab. Nach L. Tatomir zieht sie sich von Ulanöw am unteren San gegen Süden
über Lezajsk und um Grodzisko herum durch die Bezirke von Jarostaw, Przemysl,
Bireza und erreicht Brzozöw. Von dort wendet sie sich nach Wroblik krölewski, Zarszyn
und Rymanöw. Dann nimmt sie eine mehr westliche Richtung und zieht sich über Amigröd,
Gorlice, Gryböw bis zum Poprad. Jenseits des Poprad schließt sie die Dörfer Roztoka,
Szlachtowa, Czaruowoda, Bialowoda und Jaworki ein, kehrt zum Poprad unterhalb
Piwniezna zurück und hält sich nun an das Ufer des Flusses, bis sie die galizifche Grenze
oberhalb Lelnchöw verläßt. Die polnische Sprache überschreitet hier die Landesgrenze.
Dieser Sprachgrenze entlang zieht sich eine mehr oder weniger breite Zone mit
gemischten, also ruthenisch-polnischen Ortschaften. In dieser Zone ist der griechisch-slavische
Ritus vorwiegend noch geltend, aber die Bevölkerung spricht polnisch. Selbst auch in dem
östlichen, rnthenischen Theile Galiziens findet man polnische Ortschaften entweder vereinzelt
oder in Gruppen, so zum Beispiel östlich von Lemberg, in der Umgebung von Bilka und
Zuchorzyce, südlich von Sokolnik, Hodowica, Zubrzy und Czysek, in der Gegend von
Brody n. s. w. Einige von diesen mazurischeu Colonien haben noch den lateinischen Ritus
behalten, dagegen aber die rutheuische Sprache angenommen. Ein allerdings sehr langsames
aber stetes Vorrücken des polnischen Elementes gegen Osten kann beobachtet werden.
Es verdient auch hervorgehoben zu werden, daß in der Grenzzone der polnische
Dialect in den Thälern nicht viele mazurische Merkmale aufweist, es fehlt ihm der
Dzetacismus, welcher 2, äZ, ö, S als 2, 6?, e und s wiedergibt, ferner das verengte a.
Im Gebirge verhält sich die Sache anders. So kennen die Gebirgsbewohner von
Szczawniea, die doch in directer Berührung mit den Rnthenen leben, den Dzetacismus,
wie auch das verengte ä, welche Merkmale eben in ganz Westgalizien erhalten sind. Man
kann diese Erscheinung durch die Thatsache erklären, daß in den Thälern die polnische
Sprache Jahrhunderte hindurch auf die rutheuische Bevölkerung einwirkte. Diese wurde
polonisirt, aber unter dem Einflüsse der eigenen Sprache ließ sie die erwähnten Merkmale
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch