Page - 511 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19
Image of the Page - 511 -
Text of the Page - 511 -
511
westrutheuische und die ostruthenische scheiden. Doch muß hiebei bemerkt werden,
daß die einzelnen Dialecte wohl nach ihren Merkmalen zusammengestellt, doch nicht immer
ganz scharf von einander getrennt werden können, da die Dialecte auf vielfache Weise in
einander übergehen und zusammenfließen.
Die westlichen Dialecte der galizischeu Ruthenen weisen im Allgemeinen
eine größere Mannigfaltigkeit der Vocale auf, indem nicht nur der tiefe gutturale ki-Laut
(vergleiche polnisch 5), sondern neben dem i (--- polnisch i) öfters auch ein Mittellaut
zwischen 1.1 und i, nämlich il gehört wird. In manchen Wortformen findet die Dehnung
des ursprünglichen e in 10 statt, z. B. .110^ npuLioz. Das aus dem ursprünglichen c>
entstandene i (etwa ö) und das die vorhergehenden Consonanten erweichende i (— t)
werden nie mit einander verwechselt, z. B. .M, Genitiv .1010, und .^kiii (von .i»rii). Da in
diesen Dialecteu mit u die Formen des Verbums (— sein), » Su», 61-i.iu, 6ki^io
(— ich war) gebraucht werden, so werden die Westrnthenen von den Ostrutheuen Byiaki
(6i.iIa«ü) genannt.
Zu den Bytaken gehören: die Lemken nebst den Zamisantzen, die Bewohner der
Przemys le r und Ja ros t awer Umgegend, oder die sogenannten „Doty" (für^».inukiiiv
Thalbewohner), von den I'ipuMii (Bergbewohnern) so genannt.
Der Dialect der Lemken (so genannt von der nur bei diesen Ruthenen gebrauchten
Partikel^«» —nur) zeichnet sich unter anderen ruthenischeu Mundarten durch alterthümliche
Formen in der Flexion und in den Lauterscheinungen aus. Charakteristisch sind eigen-
thümliche Abkürzungen, z. B. ua-^ö-rss! für rei! komm her, eo-IS-en-eo! schau nur,
schau! uo-Ik-uo! laß' gehen, ouis-Iö-oiire lasset gehen; 6a-.is-6g.! wohin wird es abgezielt!
und Partikeln, z. B. gaiM, uona.ii>, icaM, i!i^i>i. Das
grnth. lu« wird als mro ausgesprochen, statt rosopu?» nur rsapuiu. In Kurzem wäre noch
Folgendes hervorzuheben: 1. Der vocalische Anlaut bleibt hier weit häufiger als in anderen
rntheuischen Dialecten: aruu Lamm, s 1:1-1 wie, 0^ von, ous sie, 0110 es, ziiico Oheim,
^ i luu Julianus, vn schon, 5x0 Ohr. 2. Der tiefe, harte u-Laut hat sich erhalten und
wird anch nach Gutturalen gesetzt: ri.l6a?ll gehen, MXg. Hütte, eonllpa Axt. 3. Außer dem
harten u-Laute ist uoch ein weicher i-Laut (z. B. in den enclitischen Formen der Pronomina
personalia »i, ii, ei, in dem Numerale uirupi, «llpsi des Blutes, i und, iro^a Pirol) und
der mittlere a-Laut (z. B. uni nichts, unxro niemand, uu, Äun-auii weder noch) zu unter-
scheiden. Doch ist dieser lautliche Unterschied nicht auf dem ganzen Lemken-Gebiete gleich
scharf ausgeprägt. 4. 10 für gruth. i aus gedehntem und nmgelautetem s in Wörtern wie
.rio.i, Eis, »wA Honig, norks Taute für gruth. MA, .1^ , ri-iriia, sowie in den Formen:
»mV («w«), »NV, moe, LW3, rpivö, iDi:. 5«»' für gruth. »in, vi«, ui-ie, vi«, rpiö,
ibik, vo-ikiic, 6ir (von ««e?ii, sveru, useru?c.) 5. a erhält sich uud lautet nicht in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch