Page - 556 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19
Image of the Page - 556 -
Text of the Page - 556 -
556
Lust und Sehnsucht, das alles kommt im bunten Durcheinander zum Ausdruck. Chopin
hat in seiner Phantasie über polnische Motive einen sehr charakteristischen Kujawiak als
Finale componirt.
Die Lieder und Tänze des polnischen Karpathen- und Tatravolkes können als
Verbindungsglied zwischen der polnischen und rnthenischen Volksmusik angesehen werden.
Es zeigen sich hier verschiedene Einflüsse neben Dürftigkeit an Erfindungsgeist. Die Tänze
und einige hübschere Melodien der polnischen Bergleute hat Paderewski zu vier Händen
für Clavier vortrefflich bearbeitet. Unter den zahlreichen Sammlungen polnischer Lieder
behauptet jene von Oskar Kolberg den ersten Rang als das Resultat langjähriger Arbeit
des unermüdlichen, vor einigen Jahren verstorbenen polnischen Gelehrten. Vieles davon
ist noch nicht gedruckt. Mit der Ausgabe seines Nachlasses befaßt sich die k. k. Akademie
der Wissenschaften zu Krakau.
Der künstliche Kirchengesang stand schon seit dem XV. Jahrhundert in hohen
Ehren. Der außerordentliche Aufschwung, den die Polyphonie im Abendlande genommen
hatte, und die Werke großer Meister blieben der gebildeten polnischen Welt nicht fremd.
Schon im XV. Jahrhundert lebten in Polen tüchtige Meister, welche in alle Geheimnisse
des Contrapunktes eingeweiht waren. Der berühmte ComponistHeinrich Fink war Kapell-
meister am Hofe des Königs Albrecht zu Krakau. Sein Enkelneffe Hermann Fink berichtet
ausführlich über die Thätigkeit seines Verwandten. In der Vorrede seines Werkes practica
klllsiea- spricht Hermann ehrfurchtsvollen Dank dem König Johann Albrecht und dessen
Brüdern für das Wohlwollen aus, welches seinem Verwandten durch viele Jahre zu Theil
geworden sei. Heinrich Fink war ein Deutscher, behauptete sich aber viele Jahre in seiner
Stellung.
Unter den Handschriften aus dem XV. Jahrhundert befindet sich im Kathedralarchiv
zu Krakau die polyphone Composition eines unbekannten Verfassers (um das Jahr 1489),
welche von einer fertigen Hand zeugt.
Das XVI. Jalirliundert war nicht nur das goldene Zeitalter der Literatur, sondern
auch der Musik. Schon in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts treten drei berühmte
Musiker auf: Sebastian aus Felsztyn und seine Schüler Martinns aus Lemberg
und Wenzel aus Szamotuty. Nach der Aussage des Biographen Janoeki soll
Felsztynski der erste gewesen sein, welcher an der Akademie zu Krakau Unterricht in der
Musik ertheilte. Sein Werk »opuseulum inusices" (1519) behandelt ausführlich die
Choral- und die Mensuralmusik. Die Hymnen dieses Componisten erschienen 1522 im
Druck. Martinus aus Lemberg, Hoforganist des Königs Sigismund August, componirte
fünfstimmige Messen und Kirchenlieder für das ganze Jahr. Der hervorragendste aber
unter den drei genannten Musikern ist Wenzel Szamotulski (geboren um 1529), Dirigent
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch