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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19
Page - 636 -
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Page - 636 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19

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636 Erwägung, wie es denn dazu hatte kommen können, daß drei Vierteljahrhnnderte heroischer Anstrengungen und Opfer zu so einem jammervollen Resultate führten? Diese Fragen, von hohen Geistern unter bitterster Herzensqnal erwogen, führten zur Kenntnis und Beurtheilung der eigenen angeborenen Mängel und begangenen Fehler. Es war ein mnthiger Einblick iy sich selbst, eine Gewissensprüfung, welcher Gegenwart und Vergangenheit unterzogen werden mußte. Die Losung war „kenne dich selber"; das Ziel, die Lage politisch richtig zu beurtheilen, nach Maßgabe der vorhandenen Mittel zu handeln, alle Geisteskräfte zu coneeutriren, um der ererbten Mängel loszuwerden, die begangenen Fehler nicht mehr zu begehen, und auf diese Weise zu einer inneren Wieder- geburt zu gelangen. Dies ist die Hauptrichtung des polnischen Lebens seit dem Jahre 1863, folglich auch die Hauptrichtung der Literatur in diesem Zeitranm. Selbstverständlich ist diese Tendenz nicht überall homogen: sie variirt je nach Gesinnung und Überzeugung und schließt selbst heftige, leidenschaftliche Gegensätze nicht aus. Doch begegnet sie, obwohl in verschiedener Gestalt und Zusammensetzung, immer wieder, so daß sie als ein charakteristisches Kennzeichen der Zeit angesehen werden mnß. Auch ist es ganz natürlich, daß sich diese Richtung weniger in der Dichtkunst, als in der Prosa offenbart, und zwar in der politischen, wenn sie sich mit der Gegenwart befaßt, in der Geschichte, wenn sie sich der Vergangenheit zuwendet. Der Aufstand im Königreich Polen war noch nicht ganz zu Ende, als im Jahre 1864 Paul v. Popiel ein offenes Sendschreiben erscheinen ließ, in dem er aufforderte, den Kampf als beendigt zu erklären und den Weg der Verschwörungen und geheimen Regie- rungen ein für alle Male aufzugeben. Praktisch unheilvoll, sei derselbe principiell falsch, mit einer gesunden Politik unvereinbar. Ganz dasselbe sagte der junge Graf Ludwig Dxbicki in einer Brochnre, die er Polen in seiner Niederlage nannte. Derselbe ist seither Mitredacteur des Ezas, Mann's Zögling und Nachfolger, Verfechter derselben politischen und religiösen Grundsätze; unter seinen literarischen Arbeiten ist das vierbändige Puiawy, eine Monographie der fürstlichen Czartoryski'schen Familie, besonders hervor- zuheben. Im Jahre 1867 schrieb Josef Szujski seine Brochnre „Einige Wahrheiten aus unserer Geschichte" (Xilka pra^vcl / dxiHc>vv nns^ck), die zu dem Schlüsse gelangt, daß, was im unabhängigen Polen das l iberum vetc» war, in unserem Jahr- hundert das I^iKerum (üonspii-o sei. Der individuelle Wille, Einfall und Leidenschaft eines Einzelnen oder mehrerer Einzelner tritt im Namen der Gesammtheit auf, gerirt sich als deren berechtigter Vertreter, nimmt ohne jede Verantwortlichkeit die Leitung der Geschäfte und Geschicke in die Hand, und bringt sowie die einstige Republik zum Verfalle, so das gegenwärtige Polen zu unersetzlichem Schaden. Die Brochnre wurde zum Programm einer besonderen politischen Richtung.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Volume 19
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Galizien
Volume
19
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1898
Language
German
License
PD
Size
16.48 x 22.34 cm
Pages
920
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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