Page - 726 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19
Image of the Page - 726 -
Text of the Page - 726 -
726
reichen Gemäldegallerie des Grafen Potoeki finden wir einen ans beiden Seiten bemalten
Altarflügel von Kulinbach, welcher ebenfalls ans der Marienkirche stammt und die
Opferung im Tempel und die heilige Barbara darstellt. Im Museum des Fürsten
Ezartoryski befindet sich ein Gemälde mit dem Tode Maria's, welches aus der nun
abgetragenen St . Michaelskirche auf dem Wawel stammt und unzweifelhaft aus der Werk-
stätte Kulmbachs hervorgegangen ist. So zeigen ferner auch zwei andere uns bekannte, in
einem Krakauer Kloster befindliche Bildchen dieselben Merkmale und sind, wie es scheint,
gleichen Ursprungs. Dies Alles würde demnach deu Beweis liefern, daß der Meister in jenen
Jahren in Krakau arbeitete und daselbst eine förmliche Werkstätte hatte.
Tragen die Gemälde der Krakauer Jmmngen noch lange Zeit ein mittelalterliches
Gepräge an sich, so repräsentiren die Werke jener Meister, welche vorübergehend in Krakau
Aufenthalt nahmen, die Renaissance und tragen zur allgemeinen Verbreitung ihrer Formen
und Compositionsprincipien im Stadtgebiete bei. So sind denn auch die von Krakaner
Malern ausgeführten Epitaphien im Kloster der Missionsbrüder aus den Jahren 1527,
1531 und 1542 durchaus im Geiste der Renaissance entworfen. Einen unmittelbaren
italienischen Einfluß jedoch kann man an ihnen keineswegs wahrnehmen. Trotzdem, daß
seit Beginn des XVI. Jahrhunderts nicht nur italienische Steinmetze und Bildhauer sich
in bedeutender Anzahl in Krakau niederlassen, daß daneben ein Zuzug von italienischen
Handels- und Gewerbeleuten stattfindet und diese zur Zeit der Königin Bona Sforza, der
Gemalin Sigismunds I., und unter ihrem Schutze uicht nnr am Hofe, sondern auch iu
der Stadt und auf dem flachen Lande eine große Rolle spielen, begegnen wir zu Anfang
des XVI. Jahrhunderts keinem italienischen Maler, finden wir nicht einmal die Spur einer
unmittelbaren italienischen Einwirkung auf die Krakauer Meister oder die eines Zeugnisses
dafür, daß die localen Bedürfnisse auf diesem Gebiete durch italienische Kräfte befriedigt
worden wären. Erst zu Beginn der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ändert sich dies.
Von da an, sowie das ganze XVII. und sogar das XVIII. Jahrhundert hindurch siedeln
sich hier italienische Maler an und italienische Malerei wetteifert mit der niederländischen
um Einfluß und Herrschaft über das locale künstlerische Schaffen. Es ist dies jedoch das
Zeitalter der Reformation, eine Epoche der Gährnng in den Gemüthern, eine Zeit,
die uns eine sehr unbedeutende Anzahl von Denkmälern hinterlassen hat. Am Hofe
Sigismund Augusts verweilt einige Zeit hindnrch der venetianische Maler Giovanni de
Monte, welcher später in die Dienste der Kaiser Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf
trat. Der König läßt die Säle seiner Wohnstätte mit Gemälden niederländischer Romanisten
ausschmücken, uud gegen das Ende des Jahrhunderts kommt der Antwerpener Maler
Jacob Mertens nach Krakau, wovou die städtischen Bücher Zeugniß ablegen. In Lemberg,
wo wir schou mit dem Ende des XIV. Jahrhunderts Maler vorfinden nnd dessen erster,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch