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Grabmäler Severin Boners und seiner Ehefrau Sophie, gebornen Bethmann, aus dem
Jahre 1538 sowie ferner das Grabmal des Canonieus Roznowski aus dem Jahre 1540
und jenes des Canonieus Borek aus dem Jahre 1558, welche sich in der Kathedrale
befinden — vieler anderer gar nicht zu gedenken — sind ohne Zweifel aus den Werkstätten
des Servatius oder des Baldner hervorgegangen. Wie hoch die Bronzegießerei in Krakau
stand, davon geben vier bronzene Säulen mit korinthischen Capitälen ein beredtes Zeugnis;
ab, welche heute in einem Barockaltar der Marienkirche eingefügt sind und aus der Grab-
kapelle der Krakauer Bürger-Familie Wißeuburg aus den letzten Jahren des XVI. oder
den ersten des XVII. Jahrhunderts stammen.
Wenn jedoch solchermaßen das Land anf dem Gebiete der Bronzentechnik seine
eigenen wenn auch durch Abkuust fremden, so doch aller Wahrscheinlichkeit nach
polonisirten Arbeitskräfte besaß, so wendete es sich doch noch in Ausuahmssällen auf
dem ausgetretenen Wege alter Beziehungen und nach altem Brauch nach Nürnberg. Im
Jahre 1551 verfertigte Paneratins Labenwolff in Nürnberg ein Bronzegrabmal mit
der ganzen Figur des Verstorbenen für Lemberg, welches jedoch nicht auf uns gekommen ist.
Der Name desselben Nürnberger Meisters ist mit einem der schönsten Denkmäler deutscher
Renaissance in Krakau verknüpft. Es ist dies der silberne Feldaltar des Königs Sigismund I.
aus dem Jahre 1538, welcher iu der Sigmuudskapelle untergebracht ist. Von Peter
Flötner aus Holz geschnitzt, wurde er von Labenwolff in Messing gegossen und zuletzt
von dem Nürnberger Goldschmied Melchior Bayer in Silber getrieben, welch letzterer
die ersten Buchstaben seines Vor- und Zunamens darauf anbrachte.
Ungleich schwieriger ist es, den Ursprung der aus Stein verfertigten Denkmäler
zu verfolgen, die uns das XIV. Jahrhundert hinterlassen hat. Aus diesem Jahrhundert
besitzt Krakau eine gewisse Anzahl von plastischen Ornamenten und Grabmälern von
ungewöhnlichem Werthe. Die Marienkirche ist in ihren ältesten Theilen, außen,
am Presbyterinm, an den obersten Bogen seiner gothischen Fenster mit Fignren und
Gruppen geschmückt, an denen wir einen fließend edlen Faltenwurf der Gewauduug,
sowie Köpfe voll frischen, natnralistischen Reizes bewundern; in dem Prunksaale, dem
sogenannten Hetmannssaale eines Hanses am Ring, befinden sich plastische heraldische
Ornamente, welche sowohl durch die Sorgfalt ihrer Ausführung als durch ihre
Charakteristik auffallen.
Das älteste der königlichen Grabmäler in der Kathedrale stellt uns den König
Ladislaus Lokietek dar, welcher im Jahre 1333 starb. Es wurde bald darnach von
dessen Sohne Kazimir dem Großen errichtet. Um vieles großartiger als dieses Denkmal,
welches an die besten Grabmäler der schleichen Fürsten in Breslau erinnert, ist das nicht
aus Stein wie das vorhergehende, sondern aus rothem ungarischen Marmor gefertigte
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch