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wiederkehrende Düngung der vom Meierhofe nicht allzu entfernten Äcker Eingang. Bis
zum Jahre 1848 wurde auf dem weitaus überwiegenden Theile der Äcker innerhalb
des laudtäflichen Grundbesitzes entweder der Fruchtwechsel von Getreide und Knollen-
gewächsen durchgeführt oder wenigstens die Dreifelderwirthschaft durch Benützung der
Brache zum Anbau von Futterpflanzen und durch andere Einschaltungen modisicirt, respeetive
erweitert. Auf dem Kleingrundbesitze erhielt sich die hergebrachte Dreifelderwirthschaft,
abgesehen von der Umgebung der größeren Städte, noch länger. Erst als die fortschreitende
Zersplitterung des Grnndbesitzes die Ackerarea der einzelnen Besitzungen soweit verminderte,
daß zur Bestreitung des Unterhaltes der Familie die Gewinnung einer größeren Menge
von Prodncten von derselben Fläche nothwendig wurde, ging die vorhin schon durch die
Ausbreitung des Kartoffelbaues modisieirte Dreifelderwirthschaft in einen ungeregelten,
keinem festen Principe folgenden Wirthschaftsbetrieb über. In den letzten fünfzehn Jahren
hat sich indessen der Wirthschastsberieb des Kleingrundbesitzes, insoweit die übermäßige
Bodenzersplitterung nicht hinderlich ist, wesentlich gebessert, besonders im westlichen Theile
des Landes. Das Beispiel des fortschrittlichen Anbaues auf den landtäflichen Besitzungen,
an dem die Kleingrundbesitzer und ihre Familien als Lohnarbeiter theilnehmen, die
Bemühungen der landwirthschastlichen Vereine, endlich in den letzten Jahren anch die
Belehrungen seitens der landwirthschastlichen Wanderlehrer haben bewirkt, daß die Bestellung
der Äcker eine bessere geworden ist und die ungenügenden althergebrachten Geräthe: das
i-atllo — Rührhacken und ebenso der frühere Pflug, nach dem Vorbilde des landtäflichen
Besitzes neueren Gerätheu fremden Ursprungs den Platz geräumt haben. Auch die Düuguug
wird immer besser und selbst die Anwendung künstlicher Dungmittel (insbesondere von
Dnngkalk, Dnnggyps n. s. w.) verbreitet sich von Westen her immer weiter. Die Brache
wird mehr und mehr eingeschränkt und hat sich im Deeenninm 1884 bis 1893, im Vergleich
mit dem unmittelbar vorausgegangenen, um circa ein Viertel ihrer früheren Fläche vermindert.
Der Anbau von Klee und verschiedenen anderen Futterkräuteru hat, nicht nur innerhalb
des landtäflichen Besitzes sondern anch beim Kleingrundbesitze, bedeutend zugenommen.
Abweichend von dem Wirthschaftsbetriebe in der Ebene nnd dem Mittelgebirge
gestaltet sich der verhältnismäßig sehr eingeschränkte Feldbau im eigentlichen Gebirge.
Hier werden vielfach als Wiesen oder als Weiden benützte günstiger gelegene Flächen
einige Jahre hindurch als Äcker bestellt, worauf die Grundstücke wieder als Grasland
benützt werden. Ebenso kommt es vor, daß mit jüngerem Gehölz bestockte Flächen (zumeist
Wiesen mit Holznntzen) einige Jahre hindurch mit Hafer oder zuweilen auch mit anderen
Feldfrüchten bestellt werden. Es wird zu diesem Zwecke das Gehölz abgestockt, die stärkeren
Stämme werden zurückbehalten, während der Rest verbrannt nnd die Asche zur Düuguug
des Bodens verwendet wird.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch