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bis zum Dnnajec in Betracht, wo beim Kleingrundbesitze ein semmelfarbener, gelb-
brauner Schlag sehr verbreitet ist, der mit der deutschen Colonisation im XIII. und
XIV. Jahrhundert in jene Gegend gelangt sein soll. Derselbe zeichnet sich durch eine breite
Stirne, gelbliche Hörner uud Hufe und pigmentlose Schleimhäute aus. Ein zweiter Schlag
einheimischen Viehes ist in dem waldigen, sandigen und zum Theil morastigen Landstriche
an der Nordgrenze des Landes verbreitet. Es ist ein kleines, äußerst ansdanerndes und
genügsames, bei einigermaßen sorgsamer Pflege sehr milchreiches Rind von ausgesprochen
knrzhörnigem Typus und dnnkelbranner Farbe, welches auch jenseits der russischen Grenze
ziemlich weit nach Norden heimisch ist. Dieses Rind, das altpolnische Braunvieh, hat sich
in Galizien in besonderer Reinheit vornehmlich in der Gegend von Majdan , Bezirk
Kolbnszowa, erhalten nnd wird daher gewöhnlich Majdaner Vieh genannt. Eine Abart
desselben Schlages scheint das im östlichen Theile des Karpathengebirges im Huzulenlande
(Bezirk Kolomea und Kosöw) vorkommende dunkelbraune Rind zu sein.
Während die beiden vorgenannnten einheimischen Schläge gegenwärtig den Gegen-
stand einer besonderen Fürsorge bilden und eiue Reiuzucht desselben in eigenen Stammheerden
versucht wird, ist ein anderer Schlag, welcher im podolischen Gebiete lind den angrenzenden
Gegenden früher allgemein verbreitet war, das graue podolische Riud, eine Abart des
sttdenropäischen Steppenviehes, dem Untergange preisgegeben, woran zunächst seine
Verwandtschaft mit dem Steppenvieh Schuld ist, die bewirkt, daß es für die Ausfuhr nach
dem Westen nicht gesucht wird, dann aber seine geringe Ergiebigkeit an Milch nnd sein
langsameres Wachsthum, Eigenschaften, welche durch die vorzügliche Eignung als Zugthier
nicht hinreichend aufgewogen werden. Außerdem ist noch einer eigenthümlichen Abart zu
gedenken, nämlich des milchweißen Rindes aus der Umgebung von Kauezuga, welches von
dem in früheren Zeiten aus Norddeutschland eingeführten Niederungsvieh stammen soll.
Die Schafzucht wird in Galizien hauptsächlich vom Kleiugruudbesitze in den beiden
Gebirgsgebieten, dem westlichen, mehr noch im östlichen, dann aber iin Nordosten, nämlich
in Podolien und den angrenzenden Bezirken betrieben. Von 630.994 Schafen, welche die
Zählung im Jahre 1890 in Galizien aufgewiesen hat, entfällt mehr als die Hälfte auf das
östliche Gebirgsgebiet und den podolischen Landstrich. Im Gebirge werden die Schafe
sowohl wegen der Wolle als auch wegen des ans ihrer Milch bereiteten Käses (br^inlxu)
gezüchtet; im podolischen Gebiete und in den übrigen Gegenden des Landes tritt die Käfe-
bereitnng in den Hintergrund. Außerdem werden die Schaffelle zur Verfertigung der
Winterkleidnng nnd der Mützen für das Landvolk im ganzen Lande verwendet und dieser
große Bedarf, sowie der Bedarf an grober Wolle für Kleidungsstücke und Decken sichert
der Schafzucht einen entsprechenden Absatz ihres Hauptproduetes im Laude selbst. Neben
den gemeinen grobwolligen Landschafen wurden vor etwa dreißig oder vierzig Jahren auf
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch