Page - 816 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19
Image of the Page - 816 -
Text of the Page - 816 -
816
ausgeführt. Dieselben werden von Unternehmern auf dem Lande angekauft und, in größere
Partien vereinigt, zur Bahn verladen. In den letzten Jahren hat diese Ausfuhr eine
empfindliche Schmäleruug, zeitweise sogar eine gänzliche Unterbrechung erfahren, und zwar
infolge der veterinärpolizeilichen Maßregeln, die zur Unterdrückung der ausgebrocheuen
Thiersenche verhängt worden sind. Die Aufhebung dieser Beschränkungen, insoserne der
Anlaß zu denselben nicht mehr vorhanden ist, bildet den sehnlichsten Wunsch der galizischen
Kleingrundbesitzer, für die der Export der Schweine von größter Wichtigkeit ist.
Der Geflügelzucht wird, mit Ausnahme der nächsten Umgebung der größeren
Städte, weit weniger Sorgfalt zugewendet, als dieser Zweig der Landwirthschaft verdient,
der einen nennenswerthen und der Steigerung fähigen Export aufweist. In der letzten Zeit
hat sich zur Pflege der Geflügelzucht ein besonderer Verein in Jaroslan gebildet.
Die Bienenzucht war in den östlichen Theilen des ehemaligen Polens von altersher
ein mit Vorliebe gepflegter Nebenzweig der Landwirthschaft. In dem Maße als das
Wachs als Beleuchtungsmaterial verdrängt wurde und der Meth aufgehört hat, ein
allgemein verbreitetes Getränk der wohlhabenderen Classen im Lande zu bilden, ging auch
die Bienenzucht dem Verfalle entgegen, aus den: sie sich indessen in den letzten zwei
Deeenuien allmälig erholt, vornehmlich infolge der Wirksamkeit des galizischen Bienenzucht-
Vereins. Nach der Zählung vom Jahre 1890 waren im Lande 261.047 Bienenstöcke
vorhanden, wovon die überwiegende Mehrzahl auf die Bezirke östlich von Lemberg,
zwischen dem linken Dniesteruser und der Nordgrenze Galiziens entfällt. In diesen Bezirken
eoneentrirt sich hauptsächlich der Anbau des Buchweizens. Die Bienenzucht wird vornehmlich
von bäuerlichen Grundbesitzern, Lehrern und Geistlichen betrieben.
Schließlich sei noch eines Nebenzweiges der Landwirthschast gedacht, welcher im
ganzen Umfange der polnischen Länder ohne Rücksicht auf Rentabilität mit traditioneller
Vorliebe gepflegt wird, der Pferdezucht, welche in Galizien auch jetzt noch eine besondere
Wichtigkeit hat. Diese Bedeutung ist aus der Geschichte zu erklären. In den weiten Ebenen
des ehemaligen Polens mußte die Reiterei naturgemäß eine hervorragende Rolle spielen
und sie bildete auch stets den Hauptbestandtheil der Heere. Außerdem war ja bis zur letzten
Zeit der politischen Selbständigkeit jeder Adelige verpflichtet, Heerfolge zu Pferde zu
leisten. Man reiste und jagte auch vorwiegend zu Pferde. Dieser allgemeine und andauernde
Gebrauch des Pferdes als Reitthier entwickelte die Vorliebe für die Pferdezucht und führte
andererseits zur Ausbildung jener Eigenschaften, welche an dem altpolnischen Pferde gerühmt
werden, namentlich dessen vorzügliche Verwendbarkeit als Reitpferd, dessen Schnelligkeit
nnd große Ausdauer. Dazu kam noch, daß während der Kriege gegen die Türken und
Tataren im XVI. und XVII. Jahrhundert eine starke Beimischung orientalischen Blutes
die ursprüngliche Steppenrace veredelte. Andere Beimischungen durch Einführung von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch