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Herrschend ist die Stieleiche, indem sie nicht nur ausgedehnte reine Bestände bildet,
welche meistens ausgezeichnetes Eichenholz liefern, sondern beinahe in jedem gemischten
Wald spärlicher oder reicher vertreten ist. Neben der Stieleiche ist am verbreitetsten die
Weißbuche, welche auch reine Bestände bildet, überall vorkommt und, was schlimmer ist,
immer mehr vorwaltet, indem überall, wo zu lichte Verjüngungsschläge in Eichenwäldern
durchgeführt wurden, die Eiche von der Weißbuche stark verdrängt wird, und in Nieder-
wäldern vielfach auch ganz verdrängt wurde. Die Buche kommt nur untergeordnet und nur
in den Randwäldern alsBestand vor.Jn den gemischten Wäldern kommen vor: glattblättrige
Ulmen, gewöhnliche Eschen (die scharfblättrige in den Miodobory am Zbruez), Feld- und
Spitzahorn, Kirschen u. f. w. Überall aber begegnet die Aspe, die zwar mit ihren Wurzel-
schößlingen in Holzschlägen oft lästig wird, aber, aus Samen entstanden, laugschäftige,
gerade Stämme bildet, welche zu Bauzwecken statt des Nadelholzes Verwendung finden.
Der echte, typische podolische Wald ist der Eichenwald, der lange ins Frühjahr,
wenn schon alles grünt und sproßt, noch mit seinen blattlosen Kronen an den Winter
erinnert. Sehr oft bildet er dichtgeschlossene, aus geraden, langschaftigen Bäumen gebildete
Bestände, in deren dichtem Schatten beinahe kein Unterwuchs fortkommen kann und nur
vereinzelte halbunterdrückte Haselsträucher oder schmächtige Nesseln an die Möglichkeit
eines solchen erinnern. Wo die Eichen mit anderen Holzarten gemengt sind oder wo der
Kronenschluß überhaupt unterbrochen ist, dort siedelt sich auf dem meistens fruchtbaren
Boden ein starker und mannigfaltiger Unterwuchs aus Sträuchern und großen Stauden,
welche letzteren besonders an Waldrändern oder auf Waldblößen oft durch ihre Größe
(Zeneeio nemoralis, LiinieikuZa koeticka, einige Umbellifereu) oder durch ihren Blumen-
reichthum (^cisnopkvra, Aconitum, 3olicka^c>, Oicwmnus, (üampanula, Lentaurea und
andere) auffallen. In der Nähe des Dniester findet man unter den Sträuchern oft die
Eornelskirsche, die Heckenkirsche (I^rüeera xzslosteuin) und auch nicht selten den tatarischen,
hier strauchartig wachsenden Ahorn wtaricum), der besonders gegen die Wald-
ränder die Stelle des Haselstrauches vertritt. Hier findet man auch manche seltene Pflanze,
wie den röthlichen Nießwnrz (lZelleborus purpuraseens) und viele andere.
Geschlossene Eichenwälder gehen manchmal durch vollständige Unterbrechung des
Kronenschlusses in die sogenannten Dgbrowy (Eichenhaine) über. Alte, breitkronige, kurz-
schaftige, manchmal halbtodte, angebrannte oder abenteuerlich knorrige Eichen sind dann
über eine wiesenartige Fläche zerstreut, welche meistens im Vorsommer gemäht, aus-
gezeichnetes Heu liefert, im Nachsommer aber als Weide benutzt wird.
Eine Podolieu eigenthümliche Gehölzbildung sind die Gestrüppe, welche kaum als
Waldbildungen angesehen werden können und doch verdienen, beim Walde erwähnt zu
werden. Diese Gestrüppe, uur theilweise aus Bäumen, hauptsächlich aus Sträuchern und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch