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Das große Wiesel, dessen schneeweißes Winterkleid die früher so bevorzugten Hermelin-
felle gibt, ist besonders der niederen Jagd schädlich, gehört aber zu den sehr seltenen
Erscheinungen in den galizischen Wäldern. Endlich sei noch der vorsichtige Dachs als
Jagdthier erwähnt, der zwar viele Engerlinge, aber gelegentlich auch ein junges Häschen
oder einen halbflüggen Vogel vertilgt; leider aber wird er nicht selten aufgegraben selbst
ein Opfer des Jägers.
Wie der Fuchs aus dem Lande, so ist der Fischotter zu Wasser ein sehr schädlicher
Räuber, indem er auf seinen weiten Wanderungen die Fischwässer arg schädigt. Derselbe
wird oft geschossen, nicht selten in Fallen gefangen und doch fielen nach dem genannten
Gewährsmanne in 9 Jahren 2.236 Fischottern, was einen Jahresdurchschnitt von
248 Stück gibt.
Das zur hohen Jagd gezählte, vom Landwirth gehaßte, von Waidmann dagegen
sehr gern gesehene Schwarzwild ist in Galizien sehr zahlreich (von Jahre 1885 bis 1893
erlegte man 11.732 Stück) und ungeachtet der steigenden Cnltnr hat es sich so auffallend
vermehrt, daß in vielen Bezirken, wo es früher unbekannt war, gegenwärtig zahlreiche
Rudel umherschweifen. Die eigentliche Heimat der ansehnlichsten, mit furchtbarem Gewerf
bewehrten Keiler, wie der größten Bachen sind die mit nassen Gründen durchsetzten großen
Wälder der baltischen Region, aber auch die Wälder der Vorberge mit reichlicher Eichel-
nnd Buchelmast. Die Jagd, bei welcher der Jäger beinahe allgemein ohne die anderwärts
üblichen Schutzeinrichtungen zu ebener Erde das Wild erwartet, ist nicht nur aufregend,
sondern auch für minder erfahrene, heißblütige oder ungeschickte Schützen oft sehr gefährlich;
denn das galizifche Schwarzwild ist ein urwüchsiger, starker und den Jäger leicht aus-
nehmender Schlag. Nach einem alten polnischen Sprichwort soll man zur Bärenjagd
einen Wundarzt, znr Saujagd einen Priester einladen.
Obwohl die galizischen Wälder und Felder noch viel Raubzeug beherbergen und
auch in den Lüften mancher mächtige Räuber kreist, fehlt es doch nicht auch an nützlichem
(friedlichem) Haarwilde.
Das seltenste, gegenwärtig unter gesetzlichem Banne stehende, weil mit Aussterben
bedrohte Wild ist die Gemse welche die wildesten Partien der hohen Tatra
bewohnend, dieselben verschönert und belebt. In denselben einsamen Steinwüsten haust
das sehr selten zu erschauende, auch gesetzlich geschützte Murnielthier welches
aber desto öfter seine Anwesenheit und Wachsamkeit dem ruhig schreitenden Bergsteiger
durch weitschallende Pfiffe verräth.
Auch ein Gebirgswild ist der aus den östlichen Theil der Karpathen beschränkte
Edelhirsch. Besonders in den theilweise mit Urwald bedeckten Hochgebirgstheilen kann
man, wiewohl selten, in der Ferne ziehendes Edelwild sehen; dort kann man auch zur
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch