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1,268.335 Gulden, im Jahre 1895 dagegen 67.655 Metercentner im Werthe von
1,860.119 Gulden gewonnen und davon entfallen über 60.000 Metercentner auf Borystaw
allein. Das Rohozokerit wird auf der Erdoberfläche fortirt uud gewaschen und kommt dann an
Ort und Stelle oder nach Drohobyez in die Schmelzwerke, wo es geschmolzen und in
bestimmte Formatstücke von etwa 50 Kilogramm Gewicht gegossen wird. Diese Handels-
waare wird entweder in Drohobyez zu Ceresin und Ceresinkerzen verarbeitet oder wandert
als Halbfabrikat nach Mähren, Niederösterreich, Böhmen, Deutschland nnd Rußland, wo
es in Paraffin- und Ceresinfabriken weiter verarbeitet wird. Im Jahre 1892 wurden aus
Galizien mindestens 47.000 Metercentner Ozokerit im Werthe von circa 1,200.000 Gnlden
exportirt. Das aus Ozokerit erzeugte hellgelbe oder vollkommen weiße, wachsähnliche Ceresin
findet in sehr vielen chemischen Betrieben Verwendung und hat hauptsächlich in der Kerzen-
fabrication das Bieueuwachs fast ganz verdrängt. Die technische nnd national-ökonomische
Wichtigkeit dieser Ozokerit- und Ceresinindnstrie kann man ermessen, wenn man berücksichtigt,
daß der Gesammtwerth des in den letzten dreißig Jahren (1863 bis 1892) in Galizien
gewonnenen Erdwachses mindestens 60 Millionen Gulden darstellt, wovon auf Borystaw
allein gegen 59 Millionen entfallen.
Mit Ozokerit schließt die Hauptreihe der gegenwärtig in Gewinnung stehenden
nützlichen Mineralien des Karpathengebirges. Das Bild der Bergbauthätigkeit in den
Karpathen wäre jedoch nicht vollständig, wenn wir die Eisenerz-, Schwefel- nnd Brann-
kohlenvorkommnisse des obigen Gebietes nicht wenigstens ganz knrz erwähnen würden.
Die Eisenerze sind sowohl im Bereiche der cretacischen und alttertiären Sandsteine, wie
auch in dem Innern der Tatrakette wohl bekannt und auf den karpathifchen Sphärofideriten
oder Thoneisensteinen beruhte die seinerzeit sehr ausgedehnte und bedeutende Eisenhütten-
industrie, welche in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts etwa bis zum Jahre 1870 die weit
entlegenen und kaum zugänglichen Urwälder Galiziens auf diese Weise einer wenigstens
theilweisen Verwerthung zuführte. Mit der Verthenernng des Bau- und Brennholzes
und nachdem jene entlegenen Waldgegenden durch Bahnverbindungen einer viel lucrativereu
Holzindustrie erschlossen worden, konnten sich diese auf arme — kaum 20 bis 30
Percent metallisches Eisen enthaltende — sehr wenig mächtige und in der Regel nicht
anhaltende Eisenflötze gegründeten und ziemlich primitiv eingerichteten Eisenhütten nicht
behaupten und nach und nach erloschen alle Frischfeuer und Hochöfen des Karpathen-
gebirges mit der einzigen Ausnahme der ehemals Erzherzoglich Albrecht'schen Eisenwerke
bei Saybusch. Gegenwärtig existiren also in ganz Galizien als die einzigen Repräsentanten
der Eisenindustrie nur das Eisenwerk in Wegierska Görka mit zwei Hochöfen nebst dem
gleichfalls nunmehr Seiner kaiserlichen Hoheit dem Erzherzog Friedrich gehörigen Blech-
walzwerk i n O b s z a r und das ärarische, ganz kleine und nur altes oder fremdes
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch