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das Inland; erst in der allerletzten Zeit wurden einige ziemlich erfolgreiche Versuche unter-
nommen, um das galizische Petroleum auf den deutschen Markt (nach Prenßisch-Schlesien
und Sachsen) zn bringen. Hingegen wird schon seit Jahren das galizische Erdwachs in
bedeutenden Mengen ins Ausland, insbesonders nach Deutschland ausgeführt.
Galizieu zählt zu den salzreichsten Ländern der Monarchie. Die Prodnetion erreichte
im Jahre 1894 fast 1,500.000 Metercentner, wovon über 600.000 Meterceutuer auf das
Judustriesalz entfallen. Das auf den ostgalizischen Salinen gewonnene Sudsalz verbleibt
im Lande, ebenso ein Theil des in Bochnia und Wieliezka erzeugten Steinsalzes. Ein
bedeutender Theil des Steinsalzes wird nach Schlesien und Mähren ausgeführt, da in
diesen Ländern keine Salzbergwerke vorkommen. In früherer Zeit bestand ein lebhafter
Export galizischen Salzes nach Rußland, und zwar exportirte das berühmte Salzwerk in
Wieliezka theils per Bahn, theils per Wasser auf der Weichsel große Quantitäten nach dem
Königreich Polen. Dieser Salzhandel hörte vor circa 20 Jahren ganz auf, da die
einheimische russische Produetiou uud die Coucurreuz preußischer Salinen das galizische,
verhältnißmäßig theuer gewonnene Salz von den dortigen Märkten mit Erfolg verdrängten.
Das in Wieliezka erzeugte Judustriesalz ermöglichte die Errichtung einer großangelegten
Sodafabrik in Szczakowa bei Chrzanow.
Der inländische Salzhandel in Galizien unterscheidet sich vom Salzverschleiß in
anderen österreichischen Kronländern dadurch, daß hierzulande der Landesausschuß auf
Grund eines Übereinkommens mit dem Ärar den Salz-Groß- und Detailhandel als
Landesunternehmen zn dem Zwecke kaetc, monopolifirte, um dieses unentbehrliche Genuß-
mittel so billig als möglich allen Bevölkerungskreisen zugänglich zu machen. Es gelang
ans diese Weise den in manchen Gegenden wucherisch betriebenen Salz-Detailhandel
gänzlich auszurotten und einen höchst mäßigen und stabilen Salzpreis für alle Verkaufs-
stellen festzuhalten. Diese Verkaufsstellen sind nichts anderes als Landes-Salztrafiken,
welche unter steter Controle nach dem vom Landesausschusse bestätigten Tarife Koch- und
Viehsalz verkaufen. Dank dieser praktischen Organisation sank der Salzpreis, insbesonders
in allen von den Productionsstätteu entfernter gelegenen Ortschaften um zwei bis vier
Gulden per Metercentner, und es kommt seither nicht mehr vor, daß der Händler, wie
es früher öfters der Fall war, den Salzpreis je nach Größe der Zufuhr und nach der
Jahreszeit beliebig zu bestimmen in der Lage wäre.
In manchen Gegenden übernahmen vom Landesansschnsse den Salzverkauf bäuerliche
Genossenschaften, sogenannte „kolkn rolnie?«", welche seit etwa fünfzehn Jahren in großer
Anzahl in Galizien entstanden und gegenwärtig bereits einen sehr beachtenswerthen
Factor des ländlichen Detailhandels bilden. Der seit dem Jahre 1883 bestehende
bäuerliche laudwirthschastliche Ceutralvereiu in Lemberg gründete fast bei allen ihm
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Volume 19
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Galizien
- Volume
- 19
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1898
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.48 x 22.34 cm
- Pages
- 920
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch