Page - 873 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Volume 19

873 Zu den bedeutendsten industriellen Etablissements Galiziens zählt unzweifelhaft die der Jaworznoer Steinkohlengewerkschaft angehörige große Ammoniak-Sodafabrik in Szczakowa. Die Unternehmung wurde im Jahre 1882 mit einem Capital von über einer Million Gulden in's Leben gerufen, später aber noch nach nnd nach erweitert. Die Jahres- prodnetion erreicht die Höhe vou über 160.000 Metercentner Soda, etwa 30 Procent der Gesammtproductiou der cartellirten österreichisch-ungarischen Sodafabriken. Es wird hier ealeinirte, caustische und Krystallsoda als Hauptproduct, als Nebenproduet Salmiak und gefällter kohlensaurer Kalk erzeugt. Das Absatzgebiet der Fabrik erstreckt sich auf Galizien, Schlesien, Böhmen, Mähren, Niederösterreich, Oberungarn und das Königreich Polen. Die im Jahre 1868 gegründete erzherzogliche chemische Fabrik in Zywiec (Saybusch) prodncirt Leim, Knochenfett, Spodium- und Knochenmehlsuperphosphate und gedämpftes Knochenmehl. Die Fabrik beschäftigt über 150 Arbeiter und erzeugt per Jahr circa 20.000 Metercentner gedämpftes Knochenmehl, 20.000 Metercentner Snperphosphate, 4.000 Metercentner Leim, außerdem 28.000 bis 30.000 Metercentner Schwefelsäure. Die Fabriksproducte werden nach Galizien, in die westlichen Kronländer, nach Oberungarn und nach Deutschland abgesetzt. Die Krakauer Albuminfabrik erzeugt Blutalbumin, welches meistens nach England exportirt wird. Endlich verdienen noch folgende Unternehmungen, welche zur Metallverarbeitnngs- Jndnstrie gehören, besonderer Erwähnung. Es sind dies die Maschinen- und Geräthe- Fabriken in Sanol (Actiengesellschast für Erzeugung von Waggons und Petroleumbohr- maschinen), Krakau, Ottyuija, Taruöw, Lemberg, Biala (Apparate für elektrische Beleuchtimg, Excelsiormühlen, Maschinen für Textilindustrie), ferner die großen Reparatur- werkstätten der Staatsbahnen in Nen-Sandec, Stryj, Stanislau, Lemberg, Przemyöl und Krakau. Das soeben in großen Zügen entworfene Bild der galizischen Industrie bliebe unvollständig, wenn wir der bedeutenden ärarischen Tabakfabriken, welche in Galizien über 3.500 Arbeiter beschäftigen, keine Erwähnung thun würden. Mehr als 28.000 Bauern prodnciren in den südöstlichen Bezirken Galiziens Tabakblätter der gewöhnlichen und billigsten Sorten. Das hierzulande gewonnene Rohmaterial wird auch im Lande in den fünf Fabriken, worunter die Tabakfabriken in Winniki und Krakau zusammen circa 2.200 Arbeiter zählen, zu Schnupf- und Rauchtabak und zu ordinären Cigarren ver- arbeitet. Auch auf diesem Gebiete ist in den letzten Jahren ein gewisser Fortschritt bemerkbar, nachdem die Regierung uud der galizische Tabakproducenten-Verein den inländischen Tabakbau durch Belehrung und andere Mittel mit gutem Erfolge zu heben bestrebt sind.