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die breiten Bergrücken gelangt, von welchen sich die Fernsicht nach dein Westen und Suden
des Landes öffnet uud die letzten Ausläufer der Karpatheu in der Gestalt ferner blauer
duftiger Contonren sich erblicken lassen.
Im Südeu der Horaitza fängt das Terrain wieder mannigfaltiger zu werden an;
die Ortschaften treten näher an die Reichsstraße. Aus unmittelbarer Nähe oder mindestens
aus' geringer Entfernung sehen wir Romanestie, Fogodisten, Meretzei, Hatna und
Petroutz. Als eine Culturstätte par excellenee erscheint dem Touristen die Ortschaft
Kalineftie, deren Besitzer Gustav Marin im Laufe der letzten dreißig Jahre aus der
früheren Wilduiß ein großes erträgnißreiches Landgut geschaffen hat. Auf einer Anhöhe
erhebt sich das schöne Schloß des Besitzers — ein Unicnm unter den Landsitzen der
Bukowina — mit zwei Seitenthürmen und einem Hauptthurme versehen, die, im Rohbau
ausgeführt, dem stattlichen Gebäude das Aussehen einer mittelalterlichen Bnrg geben.
Alle diese Orte werden umrahmt von Wiesen, Gürten und Getreidefeldern, aber hinter
ihnen und südlich vonKalafindestie, Szerbontz und Kalineftie erheben sich wieder namhaftere
Hügel, mit einer Seehöhe von 450 bis 530 Meter, welche Laubwälder tragen, deren Stille
durch das Geplätscher zweier Bäche, des Dragvmirna- und des Petriczanka-Baches unter-
brochen wird. Mitten in dieser Waldgegend, die die Weißbuche einnimmt, und in welcher
oasenartig ein künstlich angelegter Nadelwald ans ?inus picea und abivs bestehend
auftritt, finden wir das griechisch-orientalische Kloster Mitoka-Dragomirna; der Wald
ist hier zwar einige hundert Schritte weit ausgerodet, aber dem freien Platze fehlt keines-
wegs das schmückende Gebüsch, das die hohen Umsriedungsmanern grnppenweise umsteht.
Diese mit mehreren Thürmen versehen, umschließen festungsartig die Klosterkirche, das
Priesterhaus nnd sonstige Räume. Wir treten in die Klosterkirche mit jener Ehrfurcht ein, die
ein dreihundertjähriges Gotteshaus uns einflößt und werden von griechisch-orientalischen
Mönchen freundlich begrüßt, die in weite dunkle Gewänder gehüllt und mit krämpelofen
Hüten bedeckt, uns bereitwilligst mit allen Sehenswürdigkeiten bekannt machen, welche
Kirche und Kloster bergen. Zu diesen zählt auch das Grabmal ihres Begründers, des
Metropoliten der Moldau, Athanasius Krimka, welcher in derZeit des moldauischen Fürsten
Stefan Tomsza im Jahre 1602 den Bau unternahm. An den Lippowaner Dörfern
Mitoka nnd Lippowenh vorbei, eilen wir wieder der Reichsstraße zu, die uns durch die deutsche
Kolonie Jtzkauy nach Überschreitung des Suezawaflusses in die Stadt Snczawa führt.
Das ist die dritte Stadt im Lande, welche, dem Princip der Bnkowiner Städte-
gründer gemäß, den Berg der Ebene vorzieht. Aus der östlichen nnd westlichen Thalsohle
besehen, steigt die Stadt Snczawa steil ans; sie verfügt über wenig ebenes Terrain und
eignet sich darum auch wenig zur Entwicklung im Sinne einer Stadt. Nur im Süden und
Norden ist die Steigung allmälig, was ihre Bewohner veranlaßt hat, die Wohnhäuser,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch