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daß wir uns der Grenze der Waldregion nähern. Endlich haben wir auch diese erreicht; uns
begleitet noch das Strauchholz der Zwergkiefer mit ihren aufsteigenden Ästen und grasgrünen
Nadeln. Aber endlich wird der Wechsel aus einer Zone in die andere unvermeidlich und weite
Bergflächen in helleren und dunkleren Farbentönen begrüßen uns in der wunderbaren Pracht
der Alpenflora. Auch diese Region haben wir schließlich überwunden und der harte Geröll-
boden mit dürftiger Vegetation stellt sich ein, bis wir die Spitze erreichen, die wir mit lautem
Jubelruf betreten. Entzückt von dem Panorama der fernen ungarischen, siebenbürgischen
und rumänischen Gebirge blicken wir unwillkürlich auch auf die nachbarliche Umgebung
des Dzunialeu. Die Kuppen des Rareu, des Munczel (1592), der Piatra Doamna (1648),
des Djili (1639) und der Alnna (1667 Meter), die, insofern ihre Theile unserem Auge
sichtbar sind, titanenartig aus ihren Thälern aufsteigen, zeigen die herrlichsten Alpenbilder.
Im Süden des Dornathales bis zur äußersten Südgrenze des Landes findet ostwärts
die Gebirgswelt ihre weitere Fortsetzung, aber im Allgemeinen unter loserem Zusammen-
hang. Einzelne Berge, die aus grauem Trachit, aus Karpathensandstein oder aus
Glimmerschiefer bestehen, nähern sich sogar der Höhe des Dzuinaleu, wie der Lukacz
(1771 Meter), der Vurf Munczeilor (1776 Meter) und die Piatra Dornii (1651 Meter).
Der westliche Theil nähert sich seiner Plastik nach der Hochebene, die aber am äußersten
Rand in Hügeln übergeht. Die Reichsstraße, die bei ihrem Austritte aus dem Lande nach
Siebenbürgen 1117 Meter hoch liegt, läuft von Dorna in fast ununterbrochener Ebene;
an ihrer Ostseite dehnen sich Sümpfe, Moore (die ausgedehnten Moorfelder zn Pilugany,
die Hofrath Ludwig aus Wien am 26. Juli 1894 einer wissenschaftlichen Analyse
unterzog) und Hutweiden abwechselnd mit Gestrüpp aus, das sich zur Jagd vorzüglich
eignet. Sogar dort, wo sich die obengenannten Höhen befinden, tritt das Sumpflaud viele
Kilometer im Gevierte auf. Es ist eine freundliche Landschaft, die unserem Gemüth
wohl thut, denn das Auge wird durch nichts eingeengt und gewinnt großen Spielraum,
namentlich wenn es nach dem Westen blickt, wo das siebenbürgische Hochland durch
seine Vorberge vertreten ist. Aber trotz des ansehnlichen Terrains, das wir zu übersehen
im Stande sind, gewahren wir weder auf der siebenbürgischen, noch auf der Seite der
Bukowina menschliche Wohnsitze, außer zerstreute Alpeuwirthschasteu oder Straßenwirths-
häuser. Pojaua Staiupi ist die letzte kleine Ansiedlnng in meilenweiter Runde. Sie besteht
aus einigen kleinen alten Häusern, liegt unmittelbar an der Reichsstraße und stößt östlich
an ein Sumpfgebiet, das in einer Länge von mehreren Kilometern von zwei Zuflüssen der
Dorna eingeschlossen wird. Erst im Dornathal finden wir außer Dorua-Watra noch
Dorua-Kandreuy und einige Weiler, die im Besitze von Mineralquellen sind.
Nirgends im Lande hat der Tourist eine so vortreffliche Gelegenheit, eine Seiten-
ansicht der Bukowiuer Gebirgswelt zu genießen, wie hier. Schon an der siebenbürgischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch