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begrüßt uns aus einem engen Thalkessel, der von den Abhängen des Dadnl (1527 Meter)
und der Flntorika (1347 Meter) eingeschlossen, sich nordwärts längs des Flutorikabaches
hinzieht. Dem Bergorte gegenüber, am Fuße der waldreichen Staniszoara liegt Lajossalva
(Ludwigsdorf) schon auf siebeubürgischer Seite. Nur wenige Kilometer westlich von
Kirlibaba mündet der Tzibobach links in die Goldene Bistritza; dieser bildet von
seiner Ursprungsgegend an die Grenze zwischen Bukowina und Ungarn. Der Punkt,
welcher von einem etwa zwölf Meter hohen würfelförmigen Felsen markirt wird, ist nicht
bloß als triplex conlinium zwischen Siebenbürgen, Ungarn und Bukowina interessant,
sondern auch seines landschaftlichen Charakters wegen, denn bewaldete Berglehnen und
steile nackte Felsen bilden seine nächste Umgebung. Längs des Tzibobaches gelangen wir
in hohe Gegenden der nordwestlichen Lnezynakette. Wohin der Blick immer fallen mag,
gibt es weiße, vielfach zerklüftete Quarzfelfeu, die meist mit der Steinflechte überzogen
sind. Am Westfuße der Tatarka (1552 Meter) finden wir eine Klause, worin das Wasser
des Kirlibababaches gesammelt wird, um das in den höheren Gebirgsregionen geschlagene
Holz der Goldenen Bistritza leichter zuzuführen, als dies durch die normale Wasser-
menge des Baches geschehen könnte. Bemerkenswerth sind die drei Tatarka-Nebenbäche
des Kirlibababaches, die links münden und zwei Tatarkaberge einschließen, deren
Namen zu den Reminiscenzen jener Zeit gehören, da die Tatarenhorden durch die
Bukowina zogen und ihre blutigen Einfälle in Ungarn machten. Die südliche Tatarka
ist die massivste und höchste. Westlich von der Klause erheben sich Rücken und Gipfel des
Jednl (1519 Meter); in ihrer Nähe ragen mehrere dem Nummulitenkalk angehörige Kuppen
des Tzapul hervor. Die Hauptkuppe liegt in der Mitte aller und zählt 1663 Meter
Seehöhe. Es ist ein wildes, zerklüftetes Stein- und Felswerk, namentlich die nördliche
Kuppenreihe. Hier wiederholt sich der weite Ausblick nach allen Richtungen der Karpathen,
insbesonders auf den Inen (Kuhhorn 2280 Meter), den Gebirgsstock des nördlichen
siebenbürgischen Randgebirges, der seine kolossalen Äste nicht blos nach der Marmaros
in Ungarn, sondern auch zwei derselben in die Bukowina sendet. Malerisch tritt stellenweise
die blaue Schlangenlinie der Goldenen Bistritza vor das Auge; sie wird von den zahlreichen
Windungen der Bergstraße begleitet, die über Kirlibaba nach Ungarn führt. Es ist ein
wahres Prachtstück jener Karpathenwelt, in welcher die Urwälder der Marmaros an die
Urwälder der Bukowina stoßen, die mit ihrem linearen Baumwuchs und ihren alten,
meist vermorschten Stämmen die rationelle Pflege der modernen Forstcultur uoch wenig
oder gar nicht an sich erfahren haben. Hier haust der Bär, der Wolf, das Wildschwein;
gedeiht das Reh, der Hirsch und anderes Jagdwild, das jene Gebirgsgegend ängstlich
meidet, wo der Mensch seinem Tagewerke nachgeht, oder wo die todbringende Jagd-
büchse kracht.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch