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Cypern u. s. w. bekannt sind. Die durch diese Kategorie von Funden angeregten Studien
können hier nicht weiter berührt werden; nur der für unsere Chronologie daraus erwachsende
Gewinn sei erwähnt. Mit diesen Idolen gerathen wir nämlich in archäologisch gut studirte
Provinzen und die von dort her abzuleitende Zeitbemessung deckt sich erfreulicher Weise mit
den loealen Zeitbestimmungen und führt uns beiläufig in die Mitte des zweiten Jahr-
tausends v. Chr. In diese Zeit, für welche in den östlichen Mittelmeerläudern bereits eine
hochentwickelte Metallcultur (z. B. die mykenische) nachgewiesen ist, wird für Mittel- und
Nordeuropa der Beginn der Kenntniß der Bietalle, speciell der Bronze verlegt und es
stimmt sehr gut damit überein, daß unter den Funden von Szipenitz auch ein ganz kleiner
Bronzestift und ein winziges Bruchstück eines Bronzebleches angeführt werden.
Einen anderen Charakter zeigen die vertheidigungsfähigen Ansiedlungen jener Zeit.
Sie sind auf Hügeln oder Bergvorsprüngen angelegt und wurden manchmal mit einer
ganzen Reihe von einander gegenseitig schützenden Erdwällen umgeben. Bei Hliboka,
Hlinitza, Ober-Szeroutz, Kotzman u. a. O. sind solche prähistorische Wallbauten erhalten.
Wenn nun auch mit Sicherheit anzunehmen ist, daß zu ihrer heutigen Ausgestaltung
spätere Zeiten wesentlich beigetragen haben, so ergaben doch die Untersuchungen in Hliboka
und Kotzman auch Funde, welche zeigen, daß die erste Anlage dieser Wälle in die Steinzeit
zurückreicht.
Als neolithische Gräber sind einige Gruppen der im ganzen Lande zerstreuten, zahl-
reichen Tnmuli erkannt worden, während die Mehrzahl dieser Hügelgräber aus späteren
Perioden stammen. Diese steinzeitlichen Tumuli dürften jedoch einer anderen Stufe
angehören, als die Funde von Szipenitz; denn während wir in den offenen Ansiedlungen
glatte, bemalte Thongefäße und aus Feuerstein angefertigte Werkzeuge antreffen, haben
z. B. die Tnmuli von Unter-Horodnik bei Radantz kleine, gröbere, nnbemalte Thongefäße
und durchbohrte Steiuhämmer ergeben.
Die erste Metallzeitstufe, nämlich die Bronzeperiode scheint in der osteuropäischen
Tiefebene, an deren Rande die Bukowina liegt, keine große selbständige Entwicklung erlebt
zu haben. Dagegen hat sie in Ungarn zahlreiche eigenartige Formen in einer solchen
Menge von Fundstücken entstehen lassen, daß dieses Land zu den mit prähistorischen
Bronzen reichst gesegneten von ganz Europa gehört. So nimmt es uns denn nicht Wunder,
wenn während der Bronzezeit in der Bukowina der ungarische Einfluß vorwaltet und
sich fast alle dieser Periode zugehörigen Bronzefunde an die ungarischen Typen anlehnen.
Besonders gilt dies von den Hohlkelten von Folticzeny, Kotzman und Preffekareny, sowie
von den schönen Zierbeilen von Prelipcze, die geradezu als importirte Objecte betrachtet
werden können. Diese mit Recht als „ungarische Bronzezeit" bezeichnete Periode, deren
specifische Formen ihr ganz deutlich begrenztes Verbreitungsgebiet haben, reicht weit in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch