Page - 65 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Volume 20
Image of the Page - 65 -
Text of the Page - 65 -
65
moldauischen Fürstenthume legten. In den ungarischen Chroniken ist jener Tatarenkrieg
als eine der ersten Regierungsthaten Ludwigs I. (vor dem kroatischen Feldzuge von 1344)
verzeichnet; er fand unter Führung des siebenbürgischen Wojwoden Andreas statt, der
urkundlich 1343 als Wojwode von Siebenbürgen bezeugt ist. Schon 1349 erscheint
Bogdan, in der moldauischen Fürstenliste an dritter Stelle genannt, als Wojwode der
Moldau. Seinen zwei Vorgängern Dragos und S a s (letzterer auch urkundlich als solcher
nachgewiesen) werden in den moldauischen Chroniken sechs Regierungsjahre (ersterem zwei,
letzterem vier) gegeben. So fällt die Zeit des Gründers Dragos mit jener des sieben-
bürgischen Wojwoden Andreas zusammen. Darnach wäre die Gründung des Fürstenthums
durch Dragos um 1343 anzusetzen.
In der Bukowina lag anfänglich der Schwerpunkt des moldauischen Fürstenthums.
Hier war die Fürstenresidenz und die erste nachweisbare Hauptstadt Suczawa, bis sie
später nach Jassy verlegt ward; hier befinden sich auch die bedeutendsten älteren Gründungen
der moldauischen Fürsten mit ihren Grabstätten. Von Dragos, nach welchem ein Gebiet am
oberen Sereth (wo der Fluß die Bukowina verläßt) ,<üampu1 lui OruFvs" (— Dragos-
Feld) hieß, wird berichtet, daß er eine Kirche zu Wolowetz (bei Radautz) errichtet habe,
wo er seine letzte Ruhestätte fand. Seinem Nachfolger S a s schreibt die Tradition die
Errichtung der noch bestehenden heiligen Dreifaltigkeitskirche in Sereth zu, wo auch eine
Örtlichkeit den Namen trägt. Unter diesen zwei ersten Wojwoden scheint das
Fürstenthum, dessen Anfänge im nordwestlichen Theile liegen, sich nicht weit über die
Grenzen der Bukowina mit dem Moldau- und oberen Sereth-Thal erstreckt zu haben.
Bei der Besitznahme des Landes haben die Marmaroszer Rumänen wohl noch
rumänische Bevölkerung aus der Zeit vor dem Mongoleneinfalle vorgefunden, die sich
ihnen anschloß. Neben Rumänen saßen da auch Slaven, von denen man die slavischen
Orts- und Flnßnamen übernahm. Die alte slavische Bevölkerung dürfte, durch russische
Zuwanderung verstärkt, unter der Petschenegen- und Kumauenherrschast fortgedauert haben,
wenngleich sie sich in jener Zeit nicht bemerkbar machte. Sie erhielt wahrscheinlich auch
einen Zuwachs durch allmälige Niederlassungen ans dem benachbarten Galizien, zumal
der Handelsweg von Halicz nach der Donan durch die Moldau führte. Dieser Zeit könnten
zum Theil auch die in einem russischen Städteverzeichnisse genannten „russischen Städte"
oder Marktplätze in der Moldau, darunter Socava, Seret und Cern (wahrscheinlich
Czernowitz), neben welchen Chotin am Dniestr als „wlachische Stadt" genannt wird,
angehören. Doch den Slaven war es nicht beschieden, hier eine staatliche Ordnung zu
begründen. Zu dieser Culturarbeit war ein anderes Volk berufen: die Rumänen. Sie sind
die ersten, welche durch die Begründung des moldauischen Fürstenthums diesem Lande
eine geschichtliche Bedeutung gaben und es dauernd für die Cultur eroberten.
Bukowina. 5
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch