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Moldauische Periode: 1. Unter der Dynastie Bogdan-Musat von 1349
bis 1527. — Das unter Dragos und Sas, den ersten Wojwoden der moldauischen
Chroniken, im Anschluß an Ungarn entstandene Fürstenthum, noch kaum über das Moldau-
nnd obere Sereth-Thal hinaus reichend, galt anfänglich nicht als eigenes Staatswesen,
sondern als ein Gebiet der ungarischen Krone. Diese zwei ersten Wojwoden dürften auch
in einem ähnlichen Verhältnisse zur ungarischen Krone gestanden haben, wie die zu
jener Zeit bezeugten rumänischen Wojwoden in Marmarosz. Dies änderte sich aber bald,
indem im Jahre 1349 der Wojwode der Marmaroszer Rumänen, Bogdan, nach der
Moldau zog nud hier ein selbständiges Fürstenthum gründete. Der gleichzeitige Chronist
des Königs Ludwig I. (Johannes von Küküllö) berichtet darüber Folgendes: „Zu dieser
Zeit vereinigte Bogdan, Wojwode der Machen in Marmarosz, die Machen desselben
Districtes und entwich heimlich in die Moldau, welche der ungarischen Krone uuterwvrfeu
und wegeu der Nachbarschaft der Tataren unbewohnt war; und obgleich er von dem
Heere des Königs öfters angegriffen wurde, fo wuchs doch die Moldau durch die wachsende
große Menge der Machen, die jenes Land bewohnen, zu einem Reiche." ^
In den wiederholten Kriegen, die König Ludwig „zur Wiederherstellung seines
moldauischen Landes" gegen-Bogdan führte, erscheinen die Söhne des Wojwoden Sas auf
Seite des Königs. Doch alle Bemühungen, Bogdan zur Botmäßigkeit zu zwingen und
Ludwigs Getreue in der Moldau zu schützen, schlugen fehl; Sas' Sohn Balk mußte das
väterliche Erbe in der Moldau verlassen und nach Marmarosz übersiedeln, wo der König
ihm die ehemaligen Besitzungen Bogdans verlieh (1365). Wenn unter Dragos und Sas die
ersten Grundlagen zu dem moldauischen Fürstenthume im Anschluß an Ungarn gelegt
wurden, so ist Bvgdan als der eigentliche Begründer des Fürstenthums als eigenen Staats-
wesens anzusehen. Nach ihm wurde daher die Moldau auch Bogdauia genannt, bei den
Türken Knra-Bogdan (-- Schwarz-Bogdanien, ehemals Schwarz-Kumauieu).
Vvn Bogdan I. (1349 bis 1365) ist die erste moldauische Münze mit der Aufschrift:
^lonota kloläavio — ^Vuivvv(6a)-, mit dem Anerochsenkopf als Wappen, nebst
dem Schilde des Hauses Aujon vvn Ungarn. Die Münze wurde in der Bukowina, dem
ältesten Sitze der moldauischen Fürsten, gefunden. Hier errichtete Bogdan eine Klosterkirche
zu Radantz, die nachmalige Bisthumskirche, wo er bestattet ward. Die Grabschrift, die
Stefan der Große im Jahre 1480 setzen ließ, nennt ihn „Bogdan Woiwod den Alten", ohne
das Todesjahr anzugeben. Die moldauischen Chroniken geben ihm sechs Regiernngsjahre.
Doch die Urkunde vvn 1365, mittelst welcher König Ludwig den Wojwoden Balk
' Der in der Chronik ohne Jahresangabe verzeichnete Auszug Bogdans aus Marmarosz geschah nach einer Urkunde
Ludwigs I vom 14. September 1349 (Evista xeatru istorie, uredooloAw si ülolvßio. Lucure8ti, 1885. vol. V. paß. 1K6 8(5»)
„kurz vor" diesem Datum; und da darin von einer Regelung durch dieses Ereigniß gestörter Besitzverhältnisse, um welche dabei
Geschädigte eben ansuchen, die Rede ist, so dürste der Auszug iu demselben Jahre stattgefunden haben.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Volume 20
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Bukowina
- Volume
- 20
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.14 x 21.77 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch